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Noch im Gespräch...
Daß aller Anfang schwer ist, auch beim Dirigieren, konnte man im 5. Konzert des Zyklus Neue Musik im Mozartsaal feststellen. Otto Zykan, Komponist und Pianist, beging sein Debüt als Dirigent eines größeren Orchesters, und zwar der Niederösterreichischen Tonkünstler (kleine Ensembles hatte er ja bei seinen Musik-Salon-Abenden wiederholt geleitet). Im ersten Teil des Programms standen durchwegs „tonale Kompositionen“, die gegenwärtig, so meint Zykan, ein wenig aus dem Gespräch gebracht seien — aber Gott sei Dank, in den Konzertsälen halten sie sich um so beständiger.
Das Konzert begann mit Bartöks genialer „Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug“. An einem Flügel saß Zykan selbst, am anderen die grundmusikalische und technisch hervorragende Charlotte Zelka. Manches hätte man sich duftiger, leichter, transparenter gewünscht, stellenweise auch exakter. So empfiehlt sich also künftig für die Aufführung dieses Werkes ein Dirigent! Dann begannen die Ungeschicklichkeiten im Programm: Die beiden Meisterminiaturen von Strawinsky („Scherzo ä la Russe“ und „Zirkuspolka“) hätten unbedingt an den Schluß gehört und nicht vor Gottfried von Einems „Wandlungen“, op. 21, ein trotz einfacher Harmonik heikles 9-Minuten-Stück. Hierauf folgte Zykans neuestes Opus mit dem Titel „Kurze Anweisungen für Orchester“. Das ist eine gut klingende, poetische Musik mit erfreulich indoktrinärer Haltung, weder irgendwelchen Reihen noch der Aleatorik oder dem Neoprimitivis-mus verpflichtet. Das 7-Minuten-Stück hätte um mindestens drei Minuten länger dauern können. Den zweiten Teil des Konzerts füllte Hans Werner Hernes dreiteiliges Werk „Musen Siziliens“ für Kam-
merchor und Orchester. Letzteres besteht nur aus Bläsern und ist mit zwei Klavieren ausgestattet. Pastorale, Adagio und Silenüs sind auf Verse Vergils geschrieben, denen eine zuweilen recht eigenwillige Ausdeutung zuteil wird. Wie meist bei Henze gibt es (in den beiden ersten Teilen) Stellen von zauberhafter Schönheit neben solchen, die verworren und ein wenig amorph wirken. Ein „Schlager“ ist der letzte Satz, wo Henze, ohne sich selbst zu
verleugnen, in die nächste Nähe von Strawinsky und Orff gerät. Ausgezeichnet der von Reinhaid Kub'ik einstudierte Wiener Kammerchor. Zykan hat auch dieses Stück „geschafft“, aber er tut sich sichtlich schwer, verfährt unökonomisch mit seinen Bewegungen, taktiert zwar alles richtig, macht aber die Musik ein wenig schwerfälliger, als man sie sich in einer idealen Interpretation („mit leichter und sicherer Hand“) vorstellt.
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