Laila Bachtiar, Ein Baum / A Tree, 2010 - © Laila Bachtiar, Ein Baum, 2010, Privatsammlung / Private Collection, Courtesy galerie gugging

Natur in vielen Strichen

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Die Schau „abstrakt.!?“ im Museum Gugging stellt die zeitgenössische Künstlerin Laila Bachtiar vier Säulenheiligen des Hauses gegenüber.

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Die Schau „abstrakt.!?“ im Museum Gugging stellt die zeitgenössische Künstlerin Laila Bachtiar vier Säulenheiligen des Hauses gegenüber.

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Eine der wenigen Künstlerinnen, die in Gugging arbeite(te)n, im künstlerischen Dialog mit vier Herren der ersten Generation zu präsentieren, jener, die im „Haus der Künstler“ in der Art-Brut-Institution nahe Klosterneuburg ihre Kreationen schufen: Dies zeigt die neue Ausstellung „abstrakt.!?“ im Museum Gugging, die sich vor allem um die Grafikerin Laila Bachtiar dreht. Es ist die zweite Schau von Nina Ansperger, der neuen künstlerischen und wissenschaftlichen Leiterin, nach einer über David Bowie, Gerhard Roth und Co. als Inspirationsquellen. Wieder hat sich Ansperger einen thematischen Überbau gesucht und in der Abstraktion gefunden ‒ wenngleich hier nicht alles so klar ist, wie es auf den ersten Blick scheint. „Zwar ist Abstraktion ein zentrales Gugginger Thema, allerdings darf man nicht zu schnell schließen: Viele Werke, die wir hier zeigen, sind beim zweiten Betrachten gar nicht gegenstandslos, sondern arbeiten mit einem Wechselspiel zwischen Figurativem und Abstraktion. Wir versuchen, genau diesen Spannungsbogen darzustellen“, so Ansperger.

Im Zentrum der Ausstellung steht Bachtiar, die 1971 geboren wurde und aktuell oft ins Atelier neben dem Museum Gugging zum Arbeiten kommt. Ihr Werk beschreibt Ansperger als „kraftvoll und vielschichtig. Zwar ist sie nicht Bewohnerin des Haus der Künstler, aber eine für unsere Institution sehr wichtige Person“. Zu thematisieren, dass sie eine der wenigen Frauen ist, die hier arbeiten und gearbeitet haben, sei für die Konzeption der Ausstellung nicht ausschlaggebend gewesen, sagt Ansperger: „Das ist historisch bedingt, da das ,Haus der Künstler‘ ja aus einer Männerstation hervorging. Aber wir werden in einer eigenen Veranstaltung auf diese Diskrepanz eingehen.“

Aufgesplittet hat die Direktorin die Ausstellung in vier Themenbereiche von „Motiv und Linie“ über „Figur“ bis zu „Verdichtung“ und „Farbe und Abstraktion“. Wahrend Laila Bachtiar den Besuchern vorher weniger ein Begriff sein wird, sind die Künstler, die ihren Arbeiten gegenübergestellt werden, eng mit dem Haus verbunden: Allen voran Rudolf Horacek, dessen berühmtes großformatiges Selbstportrat ja sogar zur Gugginger Ikone wurde. Von ihm hangen hier auch zahlreiche kleinere Arbeiten, die alle auf das Motiv des Kopfes konzentriert sind. „Mir war wichtig, ihn in vielen Facetten zu zeigen“, so Ansperger.

Die Bedeutung des Strichs

Tierzeichnungen von Laila Bachtiar hangen solchen von Erich Zittra gegenüber, der ebenfalls oft Tiere porträtierte und diese mit dichten, oft vielfarbigen Strichen überzeichnete. Wahrend Zittra seine Figuren radikal mit Linien bearbeitete, hantiert Bachtiar vor allem mit Schraffuren innerhalb vorab definierter Flachen. „Es ist faszinierend, wie selbstsicher sie den Stift fuhrt und wie schon in ihren Anfangen immer wieder Schritte Richtung Abstraktion gesetzt wurden“, so Ansperger. Später werden die Felder, die sie mit Farben ausfüllt, immer dichter, „mehr und mehr werden Bachtiars Figuren durch ihr intensives Bearbeiten bis zur Unkenntlichkeit verändert, Linien stellen nun keine Grenzen mehr dar.“

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