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Allerlei Laster

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Stücken bisher unbekannter Autoren wendet sich besondere Aufmerksamkeit zu. Die Frage stellt sich, ob und welche neue Bereiche des Menschlichen sie uns vorführen. Das Stück „Die Mannschaft“, mit dem der 35jährige Amerikaner Jason Miller in New York erstmals Erfolg hatte — derzeitige Aufführung im Kleinen Theater im Konzerthaus —, bietet einen Einblick in die amerikanische Provinz.

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Stücken bisher unbekannter Autoren wendet sich besondere Aufmerksamkeit zu. Die Frage stellt sich, ob und welche neue Bereiche des Menschlichen sie uns vorführen. Das Stück „Die Mannschaft“, mit dem der 35jährige Amerikaner Jason Miller in New York erstmals Erfolg hatte — derzeitige Aufführung im Kleinen Theater im Konzerthaus —, bietet einen Einblick in die amerikanische Provinz.

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Vier ehemalige Basketballspieler, die vor 20 Jahrein den Meisterschaftspokal gewannen, treffen sich wieder, wie alljährlich, mit ihrem Trainer, sehen mit Stolz auf ihren seinerzeitigen großen Erfolg zurück. Doch werden plötzlich in ihrem Gemeinschaftsgefühl Risse sichtbar, Phil hat George, dem Bürgermeister dieser Stadt, der wiedergewählt werden will, Hörner verpaßt, und gerade von ihm würde George Geld für den Wahlfonds benötigen. Da mischt sich Sport mit Politik und Sex, es ersteht partiell so etwas wie ein Bild dieses Lahdes: Arge Zerklüftung durch Korruption, durch schrankenlose Ichsucht bei scheinbarer Einigkeit. Es gibt derlei anderswo auch. Hervorragende, dichte Aufführung unter der Regie von Hermann Kutscher, der auch das Bühnenbild entwarf. Nach mehr als fünf Jähren steht Heinz Moog wieder auf einer Wiener Bühne und bietet als Trainer eine starke, eindrucksvolle schauspielerische Leistung. Michael Toost und Sieghardt Rupp, Harald Harth und Alfred Reiterer charakterisieren trefflich die vier weiteren unterschiedlichen Gestalten.

Bei den „Komödianten“ (Theater im Künstlerhaus) sieht man zwei

EX LIBRIS

Am kommenden Samstag, dem 17. Mai,, werden in ö 1 von 16.05 bis 17 Uhr folgende Bücher besprochen: Anna Drabek / Wolfgang Häusler / Kurt Schubert I Karl Stuhlpfarrer i Nikolaus Vielmetti: Das österreichische Judentum — Voraussetzungen und Geschichte; Hermann Buchner: Auf ana rosarotn Geign; Andreas Okopenko: Warnung vor Ypsilon; William Golding: Der Sonderbotschafter; die Zeitschrift „Merkur“; Pola Weiss: Katzen lieben und verstehen; Trevanian: Der Experte; Idries Shah: Die verblüffenden Weisheiten und Spaße des unübertrefflichen Mullah Nasreddin. Außerdem: ein Gespräch mit Hugo Huppert über seine Übersetzung der Majakowski-Ausgabe und ein Verleger-gespräch mit Direktor Fleissner vom Langen-Müller Verlag (Änderungen vorbehalten).

In der von Dr. Volkmar Parschalk geleiteten Sendung „Im Rampenlicht“ wird jeden Sonntag von 15.15 bis 16 Uhr über die wichtigsten Theater- und Konzertereignisse der Woche berichtet.

Das Neueste aus Burg und Oper hören Sie in der gleichnamigen Sendung von Heinz Fischer-Karwin jeden Sonntag um 11 Uhr oder in der Konzertpause.

Stücke des 21jährigen Bertolt Brecht, die erst 1967 beziehungsweise 1969 uraufgeführt wurden. „Lux in Tenebris“ baut auf der These auf, daß sich der geschäftsmäßig betriebene Kampf gegen die Prostitution die Grundlage, die Prostitution, selbst entzieht, weshalb sich der Moralverteidiger letztlich mit seinem Gewinn am Bordell beteiligt. Das aber ist weder nachdrücklich genug Kabarett, noch Farce. Schwerfälligkeit des Anfängers. Das zweite Stück. „Der Fischzug“, führt schwerbetrunkene Fischer vor, von denen der eine seine Frau als den letzten Dreck behandelt, worauf sie mit einem anderen Besoffenen im Bett liegt und ihr Mann dafür sorgt, daß sich die beiden — Fischzug — in einem Netz verfangen. Der Schnapsgeruch des

Stücks wird eminent spürbar. Doch mehr als eine Fingerübung des jungen Autors ist das auch nicht. Übersteigertes Spiel von Karl Men-rad, überzeugendes von Helga Illich im ersten Stück, etwas überbetontes von Ottwald John, deckendes von Heidi Hagl im zweiten Stück. Das Bühnenbild für den „Fischzug“ von Gerhard Jax beeindruckt.

Die als grotesk bezeichnete Komödie „Familienbande“ des Deutschen Thomas Valentin, die derzeit im „Experiment am hichtenwerd“ aufgeführt wird, sollte eigentlich „Das Testament“ heißen, denn es geht allen Mitgliedern einer Familie fast ausschließlich darum, aus dem Vermögen der sterbenden Gattin und Mutter möglichst viel für sich herauszuschlagen. Geldgier und Haß, eisige Kälte, das allein ist allerdings für ein Stück zu wenig. Der verknappte Staccatodialog regt wohl den Regisseur Fritz Holy an, die Szenen nicht in völligem Naturalismus versanden zu lassen, die gerade nicht agierenden verbleiben in ihren Stellungen auf der in ihrem Bereich abgedunkelten Bühne. Gutes Spiel vor allem von Charlotte Appelt und F. F. M. Sauer als die Sterbende und ihr Mann, aber auch von Gertraud Frey und Ingeborg Bauböck, Josef Pechhacker und Michael Gert. Von E. Plaene stammt das treffliche Bühnenbild.

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