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Bundespräsidenten-Kandidatensuche: Freiwillige vor!
Nicht verzagen, liebe Österreicher, denn als treusorgende Nachbarn leiden wir Bayern mit Euch bei der Suche nach einem Waldheim-Nachfolger, dem die Welt noch mehr vertraut.
Wir würden uns natürlich nie einmischen, aber mit gutem Rat stehen wir allzeit bereit, denn „Immer, wenn du meinst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Präsident daher." Notfalls muß man öffentlich aufrufen: „Freiwillige vor!"
Vielleicht sollte man nicht immer alle einzeln fragen und dann, wenn sie abgelehnt haben, nicht einmal lange genug betteln. An Frau Flemming beispielsweise könnte man ruhig noch ein bißchen weiter hingeigen, denn es kommt oft vor, daß
Damen zuerst zwei-, dreimal nein sagen und meinen es dann doch nicht so.
Es wird ohnehin nicht so gern gesehen, wenn sich ein Bundespräsident zuviel um die Politik kümmert, anstatt weltweite Repräsentation in Verbindung mit Wein-, Export- und Fremdenverkehrswerbung. Darum sollte man doch gleich aufhören, ständig Kandidaten unter den Politikern zu suchen.
Was die Auslandstermine angeht, könnte zum Beispiel Klaus Maria Brandauer als Bundespräsident die aufzuholenden Staatsbesuche gleich nebenbei mit erledigen. Er hat auch keine Probleme mit Einladungen und spricht sowohl frei als auch auswendig.
Nicht nur im westlichen Ausland, sondern neuerdings auch wieder im Osten und im Balkan würde man heute auch Reminiszenzen an die Donaumonarchie aufnehmen. Da bietet sich doch Euer weltbekannter und in Galauniform besonders fescher Landsmann Karlheinz Böhm geradezu an.
So würde die in Österreich eher unpopuläre Geschichtsphase von 1914 bis heute auch in der Optik des Auslandes elegant übersprungen. Eine passende Sissy würden wir notfalls schon für Euch auftreiben, aber vielleicht geht es auch einmal eine Weile ohne eine Sissy in der Hofburg.
Überhaupt ist doch Österreich immer am beliebtesten auf der Welt, wenn es für einen reizenden Operettenstaat gehalten wird.
Darum komme ich gerne wieder auf meinen alten Kompromißvorschlag zurück, den ich Euch an dieser Stelle schon damals angedient habe, als Helmut Zilk sein schwere Verzichtgelübde beim Notar abgelegt hat.
Warum wählt ihr nicht einfach Dagmar Koller zur Bundespräsidentin? Die singt nicht nur alles, was Strauß, Lehar und Co. über die Rolle Österreich-Ungarns in der Welt komponiert haben, sondern sie spricht auch gern und offenherzig. Selten läßt sie dabei ein österreichisches Klischee aus.
Für den restlichen Routinekram in der Präsidentschaftskanzlei hätte sie ja Helmut Zilk als tüchtigen und bescheidenen persönlichen Konsulenten.
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