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Chancenlose Buckel
Der Wetterverlauf dieses Winters wird immer atypischer — der Fremdenverkehr sieht seine bereits davon-geschwommenen Felle noch einmal gerettet.
Schien, der Winter noch zu Beginn der Saison bereits Ende November endlich wieder, nach zwei extremen Trocken Jahren, zum Erfolgswinter für den österreichischen Fremdenverkehr zu werden, so begann bereits Mitte Dezember das allgemeine Klagen über den Schneemangel. Parallel zu der Schneelage entwik-kelte sich auch der Verkauf von Wintersportartikeln: Anfang Dezember konnten die Sportartikelhändler hoffen, endlich wieder eine ordentliche Saison zu erleben. Schuhe, Ski und Zubehör wurde gleichsam in einem Run von allen jenen gekauft, die die letzten beiden Jahre wegen des Schneemangels auf eine Neuausrüstung verzichtet hatten.
Doch bereits zur Weihnachtszeit war der Kaufboom wie der relativ starke Zustrom an Winterurlaubern gestoppt worden: Die Schneefälle, die zu Monatsbeginn noch einen richtigen Winter versprochen hatten, blieben wieder aus: Von Vorarlberg bis Niederösterreich gab es nur wenig Schnee und dementsprechend auch weniger Geschäft für den Wintersport. Obwohl die Nächtigungs-zahlen für Jänner noch nicht vorliegen, zeigt sich bereits ein empfindlicher Verdienstausfall bei den Liftbetrieben. „Was wir in der Weihnachtssaison verloren haben, können wir uns heuer nicht mehr holen!“ formulierte ein Liftbesitzer die eher unangenehme Situation dieser investitionsintensiven Branche. Die Hoffnung auf ein gutes Ostergeschäft mußte heuer ja von vornherein gering sein, weil Ostern in der zweiten Aprilhälfte extrem spät gelegen ist.
Doch Mitte Februar änderte sich die Situation abermals: Seit nun fast einem Monat gibt es in den meisten Skizentren mehr Schnee als genug, die Schneelage verspricht sogar eine außergewöhnlich gute Nachsaison und damit die Hoffnung, doch noch einen Teil der Ausfälle vom Jänner wieder wettmachen zu können.
Abgesehen davon gibt es aber ein weiteres großes Problem, das in den nächsten Jahren den Liftunterneh-men einige Schwierigkeiten bereiten wird. Die immer größer werdende Zahl der Skifahrer macht die Präparierung der Pisten immer schwieriger. Längst vorbei sind die Zeiten, wo vor Betriebsaufnahme am Morgen zwei Liftangestellte mit einer Pistenwalze über den Neuschnee fuhren und damit die Piste gebrauchsfertig machten. In einer Zeit, da in der Schweiz und in Frankreich die Berge in der Nacht von den flackernden Warnlichtern der Pistengeräte die ganze Nacht hindurch erhellt werden, muß man sich auch in Österreich überlegen, neue Wege zu beschreiten. Ansonsten opfert man nämlich der momentanen Ersparnis einiges an Zustrom von Ausländern. Buckelpisten, wie man sie in Österreich bereits einen Tag nach dem Neuschneefall vorfindet, sind einfach nicht mehr konkurrenzfähig. Wohlgemerkt, die großen Skizentren in Österreich halten durchaus im internationalen Standard mit, aber viele kleine Lifte in den Bundesländern werden erholungsuchenden Sportfreunden immer mehr zum Ärgernis. Zu kleine oder kapazitätsschwache Lifte führen zu langen und vor allem lästigen Wartezeiten, zu wenig Parkplätze erschweren die Anfahrt.
Während man in vielen, auch kleineren Gemeinden der Schweiz und Frankreichs diesem Problem durch einen gemeinsamen Investitionsplan von Fremdenverkehrsbetrieben, Gemeinden und Liftbetrieben Herr geworden ist, ist in Österreich auf diesem Gebiet bisher noch nichts geschehen.
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