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Danebengezielt
Nach der Zähmung einer Widerspenstigen durch Shakespeare mußte wohl einmal ein männlicher Widerspenstiger gezähmt werden. Man weiß, wie grundgescheit, beschwingt, heiter dies Goldoni in seiner Komödie „Mirandolina“, die derzeit im Akademietheater gespielt wird, vorgeführt hat. Es gelingt ihm da, uns ganz besonders zu bezaubern.
Nach der Zähmung einer Widerspenstigen durch Shakespeare mußte wohl einmal ein männlicher Widerspenstiger gezähmt werden. Man weiß, wie grundgescheit, beschwingt, heiter dies Goldoni in seiner Komödie „Mirandolina“, die derzeit im Akademietheater gespielt wird, vorgeführt hat. Es gelingt ihm da, uns ganz besonders zu bezaubern.
Der italiensische Regisseur Mario Missiroli faßt diese liebenswürdige Komödie aber einem sehr gestrigen Trend folgend als den „sozialen Mikrokosmos“ einer im Untergang begriffenen Klasse auf. Er läuft den „Progressiven“ nach, die sich im Theater ad absurdum geführt haben. Gewiß gibt es Sozialkritisches bei öaJdan,ü.jbjgr dasJäSifet-Accessoire in PastelltJönen. Was tut Missiroli? Er läßt von dem italienischen Bühnenbildner Giancarlo Bignardo als Locanda, als Logierhaus, einen Trödelladen aufbauen und mit altem Gerumpel anfüllen. Dieser kompakte Mief soll offenbar optisch dartun, daß die Gesellschaft der Adeligen Trödel wurde. Man ist fassungslos. Eben die Hauptgestalt, Mirandolina, die den Kellner Fabrizio heiraten wird, gehört nicht dazu, das bemerkt Missiroli nicht.
Und die Aufführung? Der Regisseur merzt in dieser Komödie jedweden Charme radikal aus, die meisten Szenen werden grob, plump, derb, grell dargeboten. Herwig See-böck kann als Conte nicht genug expedieren, Regiegag: nackt tafelt er mit den beiden hypertroph gekleideten Komödiantinnen. Hannes Siegt wirkt als Marchese in schmierenhaf-ter Übertreibung unerträglich. Inge Konradi erweist sich als eher etwas herbe Mipandolina, das reizvoll Erotische fehlt. Wolfgang Gasser ist ein passabler Widerspenstiger. Ergebnis der ersten Premiere unserer führen-Bühne in dieser Saison: Ein italienischer Regisseur würgt Goldoni ab. Ist das der verkündete „österreichische Weg“?
Es gibt derzeit Terrorregierungen ultralinks und ultrarechts. Das Stück „Ich betone, daß ich nicht das geringste an der Regierung auszusetzen habe“ des Grazers Harald Sommer, das im Wiener Volkstheater im Sanderabonnement „Konfrontationen“ uraufgeführt wurde, spielt unter einer Terrorregierung, die nur wieder von einer anderen Terrorregierung abgelöst werden könnte. Sommer profiliert aber beide politisch nicht mit der geringsten Andeutung. Ein politisches Engagement scheidet dadurch aus. Für den Terror um des Terrors willen engagiert sich aber wohl kaum jemand, und ihn zu brechen, wird keine Möglichkeit gezeigt.
Es geht daher um den unpolitischen Menschen, der in seinem privaten wie beruflichen Dasein nicht gefährdet sein will. Das wird an drei älteren Ehepaaren vorgeführt. Sie vollen sich aus den Gefährdungen leraushalten, werden aber durch die Verhältnisse hineingezogen. Sollen sie eher Sympathie für die Herrschenden bekunden oder für die im Jntergrund wirkenden allenfalls Machfolgenden? Wenn es aber doch licht zum Umsturz kommt? Da gibt js einen, der einen politischen Funk-.ionär aus .privater Eifersucht erschlug. Ein politischer Totschlag? Herr und Frau Stauffacher halten hn eine Zeitlang versteckt, liefern ihn aber aus, als der Umsturz doch licht eintritt.
Greift Sommer die „schweigende Mehrheit“ an, was der Titel vermuten ließe? Da hätte er freilich andere Voraussetzungen bieten müssen. So ist das ein Antaiterrorstück — der Terror, der Hauptfeind des heutigen Menschen —, ein Stück, das die seelischen Bedrängungen derer vorführt, die unter verbrecherischen Regierungen ruhig leben und arbeiten wollen. Der Autor bietet damit verdienstvoll ein darstellensweirtes Motiv, er bekommt es aber nicht fest in den Griff. Die Thematik wird zerredet, ja, der brisante Vorwurf ist nicht genug szenisch umgesetzt. Sommer läßt die^Ängste immer wieder aus Banalitäten und breit dargebotenem Schweigen aufbrechen, was auf die Dauer langweilt.
Harald Sommer führt selbst Regie, dehnt noch die Schweigestellen frei nach Kroetz. Peter Hey als Stauffacher, Heinrich Trimbur und Lud-wig Blaha sowie Erna Schickel und Maria Englstorfer zeichnen gut die unterschiedlichen Gestalten. Julia Gschnitzer überchargiert. Der Bühnenbildner Peter Manhardt hatte lediglich für die Anfangsszenen eine Schrebergartenhütte zu entwerfen, ansonsten gibt es nur eine Sitzgruppe und Tisch.
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