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Der Aufstand der Eltern

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Nicht nur AHS-Lehrer schlagen Alarm. Es zeichnet sich auch ein Aufstand der Eltern ab. Die Einführung der sogenannten „Normkosten", einem Modell, das für dieselbe Schülerzahl in jedem Bundesland auch dieselbe Anzahl von Lehrern vorsieht, muß naturgemäß die AHS-Professoren und gleicherweise die Eltern aufregen. Bedeutet es doch eine Reduzierung von Lehrerstunden. Klassenteilungen würden immer schwieriger; betroffen wären auch Freigegenstände, Übungen aus dem kreativen, sportlichen und musischen Be- 1 reich, Bereiche, die besonders persönlichkeitsbildend wirken.

Es paßt nichts mehr zusammen: da kommt im Herbst die letzte Etappe der Oberstufenreform mit Einführung von Wahlpflichtfächern in den achten AHS-Klassen, gleichzeitig ventiliert man einen Plan, der weniger Lehrerwochenstunden vorsieht. Ein anderes Beispiel für Planlosigkeit im schulreformeri-schen Bereich gefällig? In Ermangelung von Anforderungsprofilen für eine neue Schule - Stichwort: Europareife -schafft man Spielwiesen gleichermaßen für Lehrkörper und Elternvereine.

Die vom Unterrichtsministerium kurzfristig angesetzte Fragebogenaktion x um die Einführung der Fünf-Tage-Woche an den AHS (die Frist wurde nach massiven Lehrer- und Elternprotesten jetzt um exakt einen Monat verlängert) und eine neue Ferienordnung ist eine Beschäftigungstherapie, die einerseits von den wahren Zielen -Ganztagsschule und Gesamtschule -ablenkt, die wirklich notwendigen Schulreformen aber abseits liegen läßt.

Mit Eile wurde ein Fragebogen zusammengestoppelt, mit dem weder Eltern noch Lehrer etwas anfangen können. Minister Schölten lenkt nach heftigen Unmutsbekundungen von Lehrern und Eltern ein - neue Frist, neue Erläuterungen - und signalisiert Dialogbereitschaft.

Jetzt sollten Eltern und Lehrer doch ihre Wünsche formulieren, nicht nur Ferienbereiche, sondern Inhaltsfragen der neuen Schule betreffend. Stichwörter: Lehrplanentrümpelung, Sicherung des notwendigen, „europareifen" Lehrangebots, Senkung der Klassen-schülerzahlen, baulicher Zustand der Schulen, neue Lehrmethoden. Daß das alles Mehrkosten verursacht, ist klar. Aber es geht um nichts mehr und nichts weniger als um die Zukunft Österreichs im neuen Europa. In der Schule beginnt's. Hier dürfen nicht nur Scheinaktivitäten gesetzt werden. Die Eltern haben das sehr wohl begriffen. Eine Schulreform angesichts der europäischen Herausforderung ist notwendig. Nur - so nicht. Also, reden wir darüber.

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