Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Der Parteifreund
... Also, ich würde sagen, wenn ich etwas sagen wollte, aber ich sollte ja lieber nichts sagen, aber wenn ich es schon sagen soll, der N. N. hat eine große Zukunft vor sich, ganz im Vertrauen natürlich, man sollte ihm eine Chance geben, ein offener und ehrlicher Mensch, ja sicher, wenn man bedenkt aus welchem Elternhaus, aber das tut nichts zur Sache, wir beurteilen das ganz objektiv, was kann einer denn dafür, ein geradliniger Charakter, wenn man von gewissen Schwächen im Urteil absieht, man müßte ihm bei Entscheidungen zur Seite stehen, sonst arbeitet er ganz unabhängig, verläßt sich auf seine gute Ausbildung, Welthandel, Sozialwissenschaften, natürlich schon in der Schule gewisse Schwächen, zu oberflächlich, er läßt sich aber nichts anmerken, tarnt das ausgezeichnet, eben einer unserer besten Leute, und immer pünktlich zur Stelle, immer verläßlich, wir haben ihn manchmal erinnern müssen, man muß da schon sehr bestimmt sein, dann begreift er das auch, und vor allem ein intellektueller Denker mit hervorragender Auffassungsgabe, die Zusammenhänge bleiben etwas unklar, eben dieses jugendliche Feuer, er ist ja noch jung, berechtigt zu den besten Hoffnungen, tüchtig im Beruf, wirklich nur unter uns gesagt, die Partei ist ihm alles, das hat er bewiesen, dieser ganze Stil, volkstümlich, fast ergreifend, damals bei der Pensionistenversammlung, beschlagen in der Diskussion, ein guter Redner, sicher, über seine Argumente kann einer denken was er will, das kommt an, das kommt durch, das mögen die Leute, und auch sehr diskret und verschwiegen, Sie wissen schon, eben kein Großmaul, das bei jeder Gelegenheit den Mund aufreißt, und dann ist ja auch nicht alles aus der Sitzung für die Öffentlichkeit bestimmt, die Medien sind immer neugierig und gehässig, aber da gibt er sich informell, da hat er seine Kontakte, wir könnten ihn ins Fernsehen schicken, aber das tun wir nicht, die jungen Leute werden leicht eitel, er soll seinen Weg selber machen, er ist wirklich unser bester Freund, ich will ja nichts gesagt haben, aber wenn Sie wollen kann ich ihn mit gewissen Einschränkungen empfehlen...
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!