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Darstellung der Einheit

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Auf der anderen Seite wird man mehr noch als bisher auch bei uns bemüht sein müssen, in der der Gesellschaft zugewandten Laienarbeit selbst zu einer engeren Zusammenarbeit mit der Laienschaft der anderen christlichen Kirchen zu finden. Man wird solche Zusammenarbeit nicht nur und nicht in erster Linie dort suchen, wo gemeinsame Interessen gegenüber einem Dritten, gegenüber dem Staat oder anderen Trägern gesellschaftlicher Macht zusammenführen. Wenn heute alle Christen und mit ihnen die Kirchen aufgerufen sind, ihr Wirken in der Gesellschaft neu zu überdenken, so sind sie auch dazu aufgerufen, gemeinsam nach neuen Wegen gesellschaftlichen Dienstes zu suchen und ihn dort, wo die Not es gebietet, auch gemeinsam oder wenigstens in engster Zusammenarbeit zu leisten. Die ökumenischen Konsultationen bei der Abfassung von kirchlichen Weisungen und Handreichungen, bei der Planung materieller und personeller Hilfen für Entwicklungsländer, ebenso wie bei bildungs- und sozialpolitischen Zielsetzungen müßten und könnten noch verstärkt werden. Der gesamte Bereich gesellschaftlicher Diakonie bietet sich als hervorragendes Feld ökumenischer Zusammenarbeit an.

Niemand wird schließlich leugnen, daß trotz aller aufgebrochenen ökumenischen Hoffnungen die ständige Gefahr besteht, daß das Ziel der Ökumene, die Einheit, verfehlt wird. Das kann durch vielerlei geschehen: durch eine einseitig theologische Sicht, in der übersehen wird, daß Ökumenismus Ausdruck des gesamtkirchlichen Lebens sein muß; durch eine Veramtlichung: durch die ihm die Beweglichkeit genommer. wird; durch eine ökumenische Geschäftigkeit, die Ablenkung oder eine zeitgemäße Form religiöser Verdrängung sein kann. Darum darf es nicht bei solcher Vorläufigkeit der Kontakte und der Verständigung bleiben. „Die erkannte Einheit muß vielmehr zur Darstellung gebracht, die Trennungen, durch die sie entstellt oder verdeckt ist, müssen beseitigt werden. Mag die Rücksichtnahme im Verkehr der getrennten Kirchen noch so hoch entwickelt sein, mag darüber hinaus auch eine herzliche brüderliche Zuneigung entstanden und das Verstehen der anderen Kirche zu einer geistlichen Teilnahme an ihrem Leben geworden sein, so können doch weder Takt noch Freundschaft noch geistliches Miterleben, auch nicht eine partielle Zusammenarbeit die Einheit ersetzen, in der die von Gott gegebene Einheit aller Glaubenden in dieser Welt sichtbar werden soll. Die leibhaftige Einheit in voller Gemeinschaft darf nicht als Fernziel oder gar nur als eine Idee behandelt werden“ (E. Schlink, Nach dem Konzil, München und Hamburg 1966, S. 248ff.). Gerade um dieser Einheit willen darf ökumenische Bewegung weder bloß als Frage der Theologie noch als Domäne von Berufs-ökumenikern, sondern muß als Prozeß der Bekehrung der Kirchen selbst zur Einheit verstanden werden.

(Orbis Catholicus, Juli 1967, „Wo stehen wir ökumenisch?“)

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