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Das Hohelied der Orden

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Aber was wäre der französische Katholizismus ohne die Tätigkeit der Ordensmitglieder!

Die französischen Ordensgeistlichen waren es, welche die Probleme der Gegenwart zuerst erkannten und die ökumenische Bewegung in Gang setzten. Die Väter, wie Congar, Chenu, Danielou, Lubac, sahen das katholische Frankreich der Gegenwart im besonderen Ausmaß voraus. Die Geschichte ihrer Niederlassungen und ihrer Tätigkeit ist bewegt. Verbote, Anfeindungen, Denunziationen, unterbrachen das Wachsen dieser Orden vorübergehend. Das Leben der Ordensgeistlichen verläuft vielfach abseits der Öffentlichkeit. Einzelne Mönche wurden nationale Erscheinungen, aber die meisten, entsprechend ihrer Eigenheit, folgten dem Wege reiner Forschung oder dem kontemplativen Leben. Sie haben den französischen Missionen in allen Teilen der Erde eine besondere Note verliehen. 1500 Jesuiten, 1000 Dominikaner und 780 Benediktiner sind neben den unzähligen anderen Orden die Willensträger des französischen Katholizismus, um neue Vorstellungen zu schaffen.

Gewisse Schwierigkeiten zwischen den Bischöfen und den Pfarrern auf der einen Seite, den Ordensgeistlichen auf der anderen, das Uberschneiden zahlreicher Aufgaben förderten Spannungen, die erst in der allerletzten Zeit beseitigt wurden. Eine grundlegende Untersuchung über den Einfluß der Ordensgeistlichen auf das Denken des französischen Katholizismus fehlt. Aber in unzähligen Abhandlungen, Zeitschriften und Artikeln drückt sich die Vielfalt ihrer Werke aus, die einem Ziel untergeordnet sind: Gott und seiner Kirche zu dienen.

Seit Cesbron sein Werk „Die Heiligen gehen in die Hölle“ veröffentlichte, wurden sie sozusagen für das Publikum entdeckt und ihre Hoffnungen und Sehnsüchte, ihre inneren Kämpfe und die Befriedigung des Dienens dargestellt. Durch das unglückliche Verbot eines Filmes über eine Nonne, das zu einem öffentlichen Skandal erwuchs, trat auch der Beruf der Klosterfrau in den Mittelpunkt verschiedenster Betrachtungen. Wie würden die zahlreichen karitativen Stiftungen, die Krankenhäuser bestehen, wenn sich die dort beschäftigten 80.000 Schwestern zurückziehen würden! Man denke daran, daß allein 28.000 von ihnen diplomierte Krankenschwestern sind! Aber die weiblichen Orden kämpfen mit zahlreichen Vorurteilen innerhalb wie außerhalb der Kirche. Die jungen Priester sehen in den Ordensschwestern die Reaktion, finden das Denken und die Methoden der Nonnen erstarrt, unfähig, den Reformen zu folgen. Sind sie „Dienstmädchen für alles“, wie sie Almeras in einem beachtlichen Werk über den französischen Katholizismus nennt?

Ohne Zweifel folgen die weiblichen Orden Frankreichs eher zögernd der Gesamtkirche, aber jede Frau ist bedacht, die Überlieferung aufrecht zu halten, die Übergänge erst allmählich zu vollziehen. Diese Ordensschwestern denken in anderen Zeitkategorien. Mit dem Volk durch die Krankenpflege verbunden, erkennen sie jedoch gewisse Probleme sehr realistisch. Ohne sie ist die Zukunft nicht denkbar.

In der nächsten Nummer: Die Katholische Aktion

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