6820566-1973_33_11.jpg
Digital In Arbeit

Dirigentenparade

Werbung
Werbung
Werbung

Unter den bisher in den Arkadenkonzerten selten aufscheinenden Novitäten gab es als Uraufführung ein „Capriccio für Blechbläser und Schlaginstrumente“. Es handelt sich um ein Werk des Wiener Philharmonikers Alfred Prinz, der schon mit einigen Arbeiten vor das Publikum getreten ist. Auch mit besseren als mit seinem „Capriccio“'. Es ist ein mit der Routine des Orchestermsuikers instrumentiertes, mit jazzartigen Accessoires aufgemascherltes Stück, das die stark synkopierte Rhythmik des von den Hörnern gebrachten Eingangsmotivs fast bis zum Schluß durchhält Von der im Programmheft der Novität zugesprochenen „übersprudelnden Spiellaune“ war allerdings nicht viel, eher eine kleine Langeweile zu verspüren. Das brave Bläserkorps der von Peter Lacovich dirigierten TonJcünstler erspielte der Novität einen Achtungserfolg.

Eine recht freundliche Aufnahme fand eine in Wien zum erstenmal gehörte Suite des in Amerika sehr, in Europa noch wenig bekannten Walter Piston, die der gebürtige Österreicher Peter Paul Fuchs in Amerika — wo er als Dirigent tätig ist — schon einige Male aufgeführt hat. Neben einigen anderen Bühnenwerken hat Piston auch ein Ballett, „The incredible Flutist“, geschrieben und aus diesem zwölf Stücke zu einer Suite zusammengestellt. Es ist ein Mixtum compositum aus gemäßigt modemer und traditionsgebundener, teilweise unterhaltenden Charakter aufweisender Musik, der aber auch Jazzelemente nicht fremd sind. Sehr gefällig hören .sich ein Menuett, ein Siciliano und ein Zirkusmarsch sowie eine Polka an; die beiden letztgenannten Stücke zeigen tschechisch-musikantische Anwandlungen und eine dementsprechend prägnante Rhythmik.

Was für ein herrlicher Früh-Stra-winsky ist der Komponist mit seiner „Feuervogel-Suite“! Ein Meisterwerk, das den vielversprechenden Anfang des von Karl Trikolidis geleiteten Arkadenkonzertes bildete. Leider hatte es keine gute Fortsetzung. Das Violinkonzert in h-Moll von Saint-Saens erfuhr von dem in Griechenland geborenen, jetzt in Wien als Geigenprofessor wirkenden Tafcis Ktenaveas bedauerlicherweise eine schwache, unterkühlte Interpretation. Der kleine, dünne, oft kaum hörbare Ton und ein temperamentloser Vortrag konnte die auch heute wertbeständigen Vorzüge des Werkes dieses bedeutenden französischen Romantikers nicht ins rechte Licht setzen. Die „Siebente“ Beethovens bildete den Abschluß des Abends.

Das schwermütige, düstere Fundament der von den Tonkünstlern gespielten „Tragischen Ouvertüre“ von Brahms läßt eine Annäherung an Berlioz“ „Symphonie phantastique“ erkennen. In dem quasi als Selbstbiographie des Komponisten anzusehenden Werk verbindet Berlioz sein unablässiges Denken an die Geliebte mit einer musikalischen „Idee fixe“. Der israelische Dirigent Avi Ostrowsky, mit seinen hüpfenden, überdimensionierten, exaltierten Bewegungen als ein Mini-Bernstein erscheinend, ist ein fanatisch-temperamentvoller Musiker, welcher der symphonischen Dichtung eine reiche Ausdrucksskala zuteil werden ließ. Robert Schollums dodekaphonisches Pflichtstück „Kontraste“ — mit dem Untertitel „10 Minuten Variationen für Orchester“ — stellt lautstarken Bläserattacken Pianostellen der Solovioline, der Bratschen und des Holzes gegenüber. Oder sollten mit einigen melodischen Floskeln, die im Programm angegebenen „langsamen, meditativen Takte“1 gemeint sein?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung