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Dohnanyi, Vasary

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Wie groß der Mangel an erstklassigen Dirigenten der mittleren Generation heute ist, mag man an der Karriere Christoph von Dohnanyis ablesen, der — ein überaus zuverlässiger und tüchtiger Musikhandwerker — bereits mit 28 Jahren Generalmusikdirektor wurde und seit 1968 als Generalmusikdirektor in Frankfurt tätig ist. Freilich, der Mann kann sein Handwerk und hat auch die schwierige Partitur von

Bartöks „Wunderbarem Mandarin“ gut memoriert.

Diese Ballettmusik nach einem kruden Szenarium von M. hengyel schrieb Bartok bereits 1918/19. Aber das Ballett konnte, wegen Zensurschwierigkeiten, erst 1926 in Köln uraufgeführt werden, und die Konzertsuite dirigierte der Großvater Christoph von Dohnanyis, Emo von Dohnanyi, 1930 zum erstenmal… In dieser Musik dominieren nicht nur der brutale Rhythmus, sondern auch die harten Dissonanzen. Sie ist — stellenweise — von einer agressiven, freilich auch suggestiven Häßlichkeit, die im Konzertsaal stärker empfunden wird als im Opernhaus und in dieser Hinsicht mit den etwas später entstandenen Ballettmusiken Prokofieffs „Le Pas d’Acier“ und „Skythische Suite“ (1921 bis 1923) zu vergleichen ist.

Kaum ein größerer Gegensatz hierzu ist denkbar als Schumanns hochromantisches, in Wohllaut schwelgendes Klavierkonzert a-Moll, dessen Solopart der 1933 geborene Landsmann des Dirigenten, Tarnas Vasary, spielte, der als Wunderkind mit acht Jahren begann, Lehrer an der Buda- pester Musikakademie war und jetzt in aller Welt konzertiert. Dieser sensible, technisch perfekte Pianist neigt zu einem raschen, flotten Spiel, scheint ein Herz für die deutsche Romantik zu haben, scheut aber auch vor klanglichen Härten nicht zurück, die vielleicht zum Teil auf das Konto des Steinway-Flügels gehen. (Den 2. Teil des Programms bildete Dvofaks Symphonie „Aus der Neuen Welt“.) Viel Beifall für die temperamentvoll spielenden und sorgfältig begleitenden Wiener Symphoniker, den Solisten und den Dirigenten.

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