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Ein außerordentliches Konzert
Rudolf Wagner-Regeny, der heute siebzigjährige Sohn der trans-sylvanischen Stadt Sächsisch-Regen, zählte in den dreißiger Jahren zu jenem kleinen Häuflein von Komponisten, von denen eine Erneuerung der Oper als Instrument der Kritik an sozialen und humanen Mißständen erwartet wurde. In den fünfziger Jahren fand er zu einem etwas vereinfachenden, traditionelle harmonische Formen bevorzugenden Stil, der — wenn man ihn der damals gängigen seriellen Kompositionsmethode gegenüberstellt — etwas altväterlich anmutet. „Genesis“ für Altsolo, gemischten Chor und kleines Orchester (entstanden 1957), das Herzstück eines außerordentlichen Konzerts der Jeunesses Musicales im Großen Musikvereinssaal unter dem sehr soliden Dirigenten Zsolt Deäky, besticht vor allem durch das saubere Lineament, das auf einer psalmodierenden Melodiebildung beruht. In den lateinischen Schöpfungsbericht der Vulgata wird etwas unmotiviert das Paternoster eingebaut. Die Rolle des Berichterstatters ist dem Chor zugeleitet. Das kleine Orchester dient vor allem der Unterhaltung der Stimmung. Das Altsolo — sehr eindrucksvoll vorgetragen von Ingeborg Springer — dialogisiert vornehmlich mit dem Chor, ohne daß die Aufteilung der Textstellen ganz einleuchtend wäre.
Die „Musik für Orchester“ von Martin Bjelik (eine Uraufführung) stellt Partien unruhiger Bewegtheit Episoden lyrischer Verhaltenheit gegenüber. Die bewegten Tendenzen behalten zuletzt die Oberhand und bewirken die wünschenswerte Steigerung des Schlusses. Das Werk darf der „gemäßigten Moderne“ zugerechnet werden und beeindruckt vor allem durch die gediegene Faktur. Der Einfluß von Gottfried von Einem auf seinen Schüler Bjelik wurde durch das rhythmisch scharf akzentuierende „Capriccio für Orchester, op. 2'“ (1943) dieses Komponisten unterstrichen. Das 2. Klavierkonzert in d-Moll op. 40 von Mendelssohn bildete dank der hervorragenden Leistung des Solisten Heinz Medjimorec eine willkommene Ergänzung des Programms. ORF-Chor und Tonkünstlerorchester waren in guter Verfassung.
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