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Verehrung für unser Land
Berge haben gekreißt und ein Mäuslein wurde geboren. Wie sagt schon unser unvergleichlicher Johann Nepo-muk, der Nestroy, in seiner „Bevolution in Krähwinkel”? Wir in Österreich haben nie eine Bevolution, sondern nur ein Bevolutionerl. Und nun haben wir halt ein Pensionsreformerl für unser Staaterl, und das ist wohl nur ein Anfangerl ohne Enderl, aber besser als gar nix. Unser Sozialpartnerschafterl wird sich anstrengerln müssen, um das Wuterl des Volkerls wieder ins Grifferl zu kriegerin. Also vertagerlt und kein Schlußerl des Debatterls.
Ich war viel unterwegs in den letzten Tagen und habe auf einer Vortragsreise Auslandsösterreicher kennengelernt. Das Besultat war: Ein ungeheurer Patriotismus bei den in München und Paris lebenden, von denen in Warschau gar nicht zu reden. Kein Chauvinismus, nur echte Liebe, ja Verehrung für unser Land. Muß man, frage ich mich, außerhalb der Staatsgrenzen leben, um zu begreifen, was es heißt, Österreicher sein zu dürfen? Ich sage das absichtlich, weil wir einige Zeit nicht durften. Und damals in der Bepublik das zum Vorschein kam, was man heute so selbstverständlich Österreichbewußtsein nennt. 90.000 Landsleute leben in Bayern, 40.000 in Württemberg. Die meisten hochpatriotisch, obwohl es ihnen nicht schlecht geht da draußen. Die 900 in Paris, alle in Polen, sie sind stolz, Österreicher zu sein und sagen das auch, beweisen es. Die Nationalfeiertagsfesterln waren bei ihnen Feste in Bot-Weiß-Bot. Natürlich ärgert man sich auch dort, daß auf den Titelblättern der den blauen Umrührer bekämpfenden Zeitungen monatelang sein Konterfei zu bestaunen ist. Gratisreklame mit den alten, den neuen Zahnderln, im Maooder Tirolianlook, dieser oder jener Frisur, der US-Flagge und der rot-weiß-roten Fahne. Also immer dazwischen, wie zwischen Stadler und Sichrovsky. Man nennt das nämlich Bandbreite.
Aber man ist auch stolz auf unsere Ballesterer und ein Aus-landsösi meinte, uns hilft sogar eine Niederlage weiter. Im Fußball, habe ich gemeint, aber er sagt, wenn man ein Niederlagerl in ein Siegerl umwandeln kann, sollte es doch nicht zu schwer sein, aus einem Beformerl eine Reform zu machen. Ohne Krenn und Aber. Ein gutes Klima in der Schüssel, den Teig nicht vom Schmiedl, sondern von der Schmidt rühren lassen, ein bisserl Grün zum Drüberstreuen. Da würden manchem die blauen Augerln übergehen und manche Tränerln würden fließerln. War' das kein Hetzerl?
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