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FILM

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Schocker mit Kindern

Nachdem Juli, der ein Minimum an neuen Filmen brachte, wird - wie alljährlich - der Kinomarkt ab Anfang August etwas belebt, doch überwiegt noch die Konfektionsware. Vom thematischen Anspruch her am interessantesten ist ein spanischer Film, dem engstirnige Verleihpolitik den Titel „Teufel im Fleisch” gegeben hat. Die Übersetzung des Originaltitels „Wer kann ein Kind töten?” trifft weit eher den Sachverhalt des Streifens um ein englisches Touristenehepaar, das aus dem Trubel der spanischen Mittelmeerküste auf eine kleine Insel flüchtet. Dort findet es alle Häuser und Lokale verlassen, nur ab und zu huscht ein Kind über die Straße, sei es mit aggressiver, sei es mit hintergründig lächelnder Miene. Die unheimliche Ruhe auf diesem Eiland weicht bald einer entsetzlichen Gewißheit. Die ersten Toten werden aufgefunden, und es kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß die Kinder die Herrschaft auf der Insel an sich gerissen und alle Erwachsenen getötet haben. Das englische Ehepaar, das zwei Kinder daheim hat und ein drittes in Bälde erwartet, sieht nur noch den Ausweg der schleunigsten Flucht, die der Mann auch mit der Gewalt eines „requirierten” Fahrzeuges und einer Waffe erzwingen will, während die Frau als werdende Mutter solche radikale Maßnahmen ablehnt. Das Ende ist für beide letal, die Kinder setzen mit einem Boot der Küstenwache, das sie erbeutet haben, aufs Festland über.

Der Film deklariert sich, im Kostüm unserer Tage spielend, als ein Geschehen um das Jahr 2000, als „eine Vision, die Wirklichkeit werden könnte”. Er zitiert auch das Bibelwort „f.. denn ihre Füße laufen zum Bösen und eilen Blut zu vergießen” (Salomon) und bringt einleitend Archivbilder und Verlustzahlen aus den jüngsten Kriegen, in denen 18 Millionen Kinder ums Leben kamen.

Regisseur Narciso Ibanez Serra- dor versteht es,’ bereits in einer langen Exposition eine bedrückend- spannende Atmosphäre zu schaffen. Was er fast während des gesamten Films an Action zurückhält, macht er in einem reißerischen Finale fast wett. Und spätestens da fragt man sich, ob der Gebrauch von erschütternden historischen Fakten und ein Bibelzitat nicht doch fadenscheiniges Mäntelchen für einen Film waren, der sich schon durch sein Thema leicht als Senstionsschocker verkaufen läßt. Daneben bleibt offen, ob der Streifen nicht auch dazu angetan ist, jugendliches Agressionsdenken (und -handeln) zu fördern.

Aggressionen kann man bekanntlich auch sehr wohl (und übel) am Volant abreagieren. „Die verrückteste Rallye der Welt” nimmt sich, wie schon der Titel verät, sicher nicht ernst. Aber diese über 4500 km von New York nach Long Beach führende Autoraserei ohne alle Verkehrsregeln entbehrt durch ihre an echter Komik und Ironie mangelnde Inszenierung so sehr an kritischer Distanz, daß sich die Rowdys der Landstraße in ihrem gemeingefährlichen Verhalten eher bestärkt fühlen können. Und das ständige Zuschandefahren von Autos ist heute ein schon so abgebrauchter Effekt, daß er weder abendfüllend noch lustig ist.

Wer sich von „Der Sohn des Man- dingo” eine Fortsetzung der zwei üblen rassistischen Reißer „Man- dingo” und „Die Sklavenhölle der Mandingos” erwartet, sei darauf hingewiesen, daß ihm hier nicht mehr als ein Action-Krimi geboten wird, der trotz beträchtlicher Härten nicht einmal besonders spannend geraten ist. Erzählt wird die Geschichte eines Privatdetektivs, der nach einem Anschlag auf sein Leben die Übeltäter aufspürt und einen Gangsterboß samt seinem Gelichter in einem blutrünstigen Rachefeldzug ausrottet.

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