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FILM
Frühlingserwachen diskret
Mit dem Thema der ersten Liebe junger Menschen ist gerade im Sexfilmzeitalter schon so viel Schindluder getrieben worden, daß man einen ernsthaften, geschmackvollen Gestaltungsversuch doppelt positiv registriert. Ärger, und nicht geringen, bereitet diesmal eigentlich nur der peinlich dumme deutsche Verleihtitel „Die ersten Sünden sind die schönsten”, der das falsche Publikum ins Kino locken und das richtige abschrecken könnte.
Dabei setzt der bei uns noch unbekannte französische Regisseur Roger Andrieux in der Liebesgeschichte zwischen einem Mittelschüler vor der Matura und einer Verkäuferin eher zarte, diskrete Akzente. Er zeigt das Empfinden der jungen Menschen ganz natürlich und die negative Reaktion zumindest’ der einen Eltemseite auf diese Beziehung immerhin als verständlich, gilt es doch, die Karriere des Sohnes und das Standesanse- hen der Familie nicht aufs Spiel zu setzen. Bis auf vereinzelte Klischeefiguren gelingen dem Füm recht persönliche, differenzierte Charakterporträts und - in einem Nebenthema - eine gar nicht so üble Beleuchtung des Problems der journalistischen Verantwortung. Die Inszenierung des von den erwachsenen wie von den jugendlichen Darstellern gut gespielten Films hat Frische, läßt keine konfektionierte Sexfilmschwüle aufkommen.
Einfühlsame
Literaturverfilmung
Die Schweiz macht seit Jahren durch Filme von sich reden, die bei internationalen Festivals Aufsehen erregen und um die wir Österreicher die Eidgenossen beneiden können. Die staatlich sinnvoll gestützte Erneuerung des Schweizer Filmschaffens ging von der französischsprachigen Westschweiz aus, hat inzwischen aber auch im deutschsprachigen Teil Früchte gezeitigt. Nach Kurt Gloors großartigem Erstling „Die plötzliche Einsamkeit des Konrad Steiner” zeigt nun Thomas Koerfer einen stilverwandten Streifen, freilich mit ganz anderem Thema: „Der Gehülfe” nach dem 1907 entstandenen Roman von Robert Walser(1878-1956). Titelfigur ist ein junger Mann, der von einem mit allerlei phantastischen Erfindungen operierenden Ingenieur in einer Art Sekretärsstelle beschäftigt wird, bis die Erfolglosigkeit des ausbeutenden Unternehmens auch dessen Angestellten in die Existenzlosigkeit mitreißt. Der Film entwirft ein gültiges Bild sozialer Spannungen zu Beginn unseres Jahrhunderts, ohne dabei in Klassenkampfpolemik zu verfallen. Mit ruhigen bis statischen Bildern macht er das Klima der demütigenden Abhängigkeit der Arbeitnehmer von damals transparent.
Aus Karl Valentins Jugendjahren
Zu den großen Originalen deutschsprachigen Bühnen- und Filmhumors zählte und zählt der Münchner Karl Valentin (1882-1948), der vor allem durch die zahlreichen Sketches mit seiner langjährigen Partnerin Lisi Karlstadt bekannt geworden ist. Franz Seitz, als Produzent und Drehbuchautor (Pseudonym: Georg Laforet) längst arriviert, aber als Regisseur nach seinem Debüt mit der Thomas-Mann-Verfilmung „Unordnung und frühes Leid” noch fast ein Anfänger, warf einen heiter-satirischen Blick auf die Jugendjahre des populären Volksschauspielers: „Die Jugendstreiche des Knaben Karl” deutet schon vom Titel her an, daß diese Zeit des Tischlerlehrlings Karl Valentin voll von Streichen gegen seine oft recht unsoziale Umgebung war. Das frappanteste Element des Films ist die Darstellung des 17jährigen Robert Seidl als Valentin, der mit hintergründigboshaftem Wortwitz und einer starren Mimik ä la Buster Keaton den späteren Valentin prächtig vorwegnimmt.
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