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Finale in Salzburg
Mit einem festlichen „Othello“ und drei Galakonzerten der Wiener Philharmoniker gingen die Salzburger Festspiele 1971 zu Ende. Drei Dirigenten der internationalen Spitzenklasse sorgten dafür, daß es musikalische und gesellschaftliche Ereignisse wurden. Kassenmagnet Herbert von Karajan, der seit vielen Jahren immer wieder auf Bruckners „Achte“ in seinen Konzerten setzt, dirigierte das Werk so wie er es seit Jahren tut: mit klanglicher Glätte, Weichzeichnung, daß harmonische Härten eher verwischt werden, genauen Tempi. Durchsichtigkeit wird nirgends getrübt, nicht einmal in den gewaltigen Steigerungen, die erstaunlich „delikat“ wirken.
Welches Naturereignis scheint dagegen Zubin Mehta mit seiner Israelischen Philharmonie: Mahlers „Erste“, wie alle anderen Werke des Meisters in Salzburg kaum noch zu hören, liegt dem Orchester besonders, Streicherschmelz, bestechend klares, klanglich sattes Blech, warm getöntes Holz mischen sich geradezu ideal. Mahlers Naturmystik wird hier in stürmische Jugendlichkeit umgemünzt. Von Resignation keine Spur. Pinchas Zukerman, 23, ein geigerisches Ereignis von zigeunerischem Draufgängertum, spielt Brahms Violinkonzert: mit auftrumpfender Leiden schaftlichkeit, technisch perfekt. Ein Orkan an Musikalität und Temperament.
Carlo Maria Giulini dirigierte Haydn (Symphonie Nr. 94, mit dem Paukenschilag), Brahms (Vierte) und ein Stück des 1937 verstorbenen Casella-Schülers Giovanni Salviucci, eine expressive, reich ornamentierte .„Introduzione, Passacaglia e Finale“ für großes Orchester. Giulini hielt sich an romantische Überdehnungen, ließ sich zu agogischen Eigenwilligkeiten hinreißen. Brahms mangelte es an Geschlossenheit, Haydn wirkte blaß, wenngleich ungemein schlank und elegant.
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