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Gemeinschaft tut not

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Sehr oft hören wir heute das Wort „Gemeinschaft”; auch beten wir manchmal: „Herr, laß uns eine gute Gemeinschaft miteinander haben!” Nicht nur unter Christen ist dieser Wunsch mehr und mehr zu spüren, sondern auch Menschen, die bewußt Gott ferne stehen, möchten eine „gute Gemeinschaft” haben, ein Miteinander, wo Sport oder andere Interessen im Zentrum stehen.

Früher habe ich immer die Sehnsucht nach Angenommensein, Geborgenheit und Gemeinschaft gehabt, doch erst seit einiger Zeit wurde mir klar, daß ich als Christin geradezu den Auftrag habe, mit meinen Glaubensbrüdern und -Schwestern ein Leben in Gemeinschaft zu führen, um das Königreich Gottes, das unter uns schon angebrochen ist (Lk 17,21), sichtbar werden zu lassen.

Besonders intensiv habe ich diese Tatsache erlebt in einer christlichen Gemeinschaft in Brüssel. Am Gebetsabend, an dem ich teünehmen durfte, übersetzten einige Leute jeden Gebetsbeitrag, Vortrag und Lobpreis, sogar auch die Lieder in drei verschiedene Sprachen: in Flämisch, Französisch und Englisch. Sie taten dies aus Liebe zueinander, um zu zeigen, daß für sie die Sprachzerrissenheit und die Feindseligkeiten zwischen Wallonen und Flamen kein Hindernis sind, Gott miteinander zu loben und zu preisen, einander in Liebe anzunehmen und so Einheit zu leben.

Dieses Beispiel machte mir die Bedeutung der Trinität klar, die wiederum Vorbild für jede Gemeinschaft ist: Dreieinigkeit verbindet die so unterschiedlichen drei göttlichen Personen zu einer Wesenseinheit. Jesus hat uns gezeigt, daß Gott eine Familie ist, in der jede Person ihre Rolle hat und starke Beziehungen zwischen ihnen bestehen. Ahnlich wird auch die urchristliche Gemeinde in Jerusalem beschrieben: Sie waren ein Herz und eine Seele, sie hatten alles gemeinsam, verkündeten mit Kraft, und Gottes Gnade war auf ihnen allen, (vgl. Apg. 4/32, 33).

Unsere unversöhnte Gesellschaft braucht um so mehr solche Basisgruppen, lebendige, erneuerte Pfarrgemeinden, Gebetsgruppen, verpflichtete Gemeinschaften und „Großfamilien”, die alle fest in die Kirche eingebunden sind.

Nur mit Jesus als Zentrum unseres gemeinsamen Lebens gelingt Gemeinschaft. Darin erfahren wir seine Gegenwart, erfahren wir die Fülle seiner Gnade und Charismen und erhalten durch den Heiligen Geist die Kraft, ihn als unseren Herrn zu bezeugen. Wir erleben auch Ge-betserhörungen, in denen Jesu Liebe sichtbar und erfahrbar wird.

Der 13jährige Sohn eines Ehepaares in der Gemeinschaft wurde plötzlich schwer krank und mit großen Schmerzen und Lähmungserscheinungen ins Spital eingeliefert: Verdacht auf infektiöse Gehirnhautentzündung. Als wir dies erfuhren, starteten wir spontan eine Gebetskette rund um die Uhr. Jeder der Brüder und Schwestern unserer Gemeinschaft übernahm eine halbe Stunde am Tag oder in der Nacht, so daß für den Buben ununterbrochen gebetet wurde. Nach 48 Stunden war das Fieber weg und er saß im Bett und konnte schon lesen. Die Ärzte sprachen von einem überraschenden Krankheitsverlauf.

Lebendige christliche Gemeinschaft hat mir klar gemacht, daß ich unmöglich allein mein Leben verwirklichen, mir mein Glück selber erarbeiten oder kaufen kann. Nur zusammen mit gleich-gesinnten Brüdern und Schwestern und durch meine Bereitschaft, für sie mein Leben hinzulegen (vgl. 1 Joh. 3,16), erhalte ich mehr, als ich selbst zu erreichen vermag.

Die Verfasserin, Mutter von vier Kindern, ist Mitglied der Bundesgemeinschaft „Umkehr zum Herrn”, einer Kommunität innerhalb der Charismatischen Erneuerung.

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