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Das Konzil gibt keine Rezept
Als am Anfang des letzten Weltkrieges an der deutsch-französischer Grenze sich gar nichts regte, spracl man vom „drole de guerre, von sonderbaren Krieg. Daran erinner zur Zeit auch das Konzil, denn es isi kaum noch wahrzunehmen. Niehl nur sind die meisten europäischer Bischöfe nach Hause gefahren, aucr die Pressezentren tragen an der Tüi eine Inschrift, bis zum 9. geschlossen, oder sie stehen leer. Es findet! auch keine Vorträge statt, denn die großen und interessanten Theologen, die das Konzil so fruchtbar gemacht haben, sind teils auch verreist, teils sitzen sie in den Kommissionen und haben keine Zeit.
Aber auch in den Kommissionen läuft keineswegs mehr alles auf hohen Touren. Die theologische Kommission hat ihre Arbeit eigentlich beendet, nachdem das Offenbarungsschema bei nur 27 Neinstimmen am Freitag, dem 29. Oktober, angenommen worden ist. Das Sekretariat für die Einheit der Christen hat seinen Text über die religiöse Freiheit im wesentlichen auch in Sicherheit gebracht. Trotzdem versprach Bischof de Smedt eine sorgfältige Prüfung der insgesamt immerhin 1640 Vorbehalte, doch handelt es sich hier weithin um eine mechanische Arbeit, durch die beim Zusammenlegen der gleichgerichteten Vorbehalte diese anscheinend hohe Zahl auf etwa ein Zehntel zusammenschmelzen dürfte. Arbeit für die Theologen
Der Text über die Laien liegt nach Berücksichtigung der Vorbehalte auch schon fertig vor. Hier hat die Kommission keine Arbeit mehr. Ich staune eigentlich, wie wenig Interesse dieser Text bei den Bischöfen und mehr noch bei den Laien findet. Dabei ist er keineswegs schlecht. Vielleicht ist die Theologie noch nicht weit genug vorgestoßen, etwa zu dem Punkt, wo sie hätte angeben können, in diesen und jenen Fragen hat die Hierarchie; der Kirche zwar keine Möglichkeit, eine verbindliche Entscheidung zu fällen, trotzdem aber muß das Volk Gottes eben durch den Laien und ihn allein, Entscheidungen treffen. Wie auch immer, diese drei Texte werden am 18. November verabschiedet werden. Dann bleiben für den Schluß des Konzils am 7. Dezember, am 8. gibt es dann nur noch Feierlichkeiten, die Missionen, das • Priesterleben und die Kirche in der gegenwärtigen Welt.
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