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Ecclesia Semper reformanda
Erzbischof Christoph Schönborn wollte in seiner Predigt zur Amtsübernahme am vergangenen Sonntag nicht von Zukunftsplänen oder Programmen reden, sondern Wege zur Erneuerung der Kirche aufzeigen. Kirchenreform, so meinte er, setzt voraus, die Gegenwart Christi zu entdecken. Drei „Orte” seiner Gegenwart nannte er, die zu „bewohnen” bereits konkrete Kirchenreform sei.
Christus ist gegenwärtig in seinem Wort. Damit legte uns der neue Erzbischof die Liebe zur Heiligen Schrift und ihr sorgfältiges Studium im Sinne des Konzils nahe. Das heißt wohl auch, daß Theologie und jegliche Verkündigung von der Schrift ihren Ausgang nehmen müssen und daß sie Richtschnur unseres Glaubens ist. Das Konzil hat uns auch die Grundzüge einer weiterentwickelten Schriftauslegung zur Pflicht gemacht. Es wird noch mancher Anstrengung bedürfen, daß die Schrift überall so gelesen wird und somit das, was Gott uns mitteilen wollte, auch recht verstanden werden kann.
Als zweite Art der Gegenwart Christi nannte der Erzbischof die Eucharistie und legte uns besonders die Anbetung des Allerheiligsten ans Herz. Muß nicht vorher noch vieles geschehen, um bewußt zu machen, daß die Versammlung der Gläubigen insgesamt in tätiger Teilnahme so Eucharistie feiert, daß sie zur treibenden und verändernden Kraft des christlichen Lebens wird? Christus hat uns die Feier dieses Mahles aufgetragen, damit wir fähig werden, auch aus seiner Gesinnung zu leben.
Schließlich ist Christus in besonderer Weise in den Armen gegenwärtig, rief uns der Erzbischof zu. Sehr ermutigend klang es, daß Christus uns vor allem die Befreiung gebracht, daß er keinen verurteilt und allen ein neues Beginnen ermöglicht hat. Nicht wenige hatten ja für sich den Eindruck, daß Kirche ihnen in ihrer Not doch eher mit „dem erhobenen Zeigefinger” als „mit der helfenden Hand” begegnet.
So sehr Kirchenreform im eigenen Herzen beginnen muß, wie Schönborn sagte, wird sie für andere nur dann erlebbar, wenn sich auch kirchliche Formen und Strukturen nach dem Geiste Christi verändern. Ob aus diesen spirituellen Überlegungen nicht doch schon Ansätze eines neuen Programms erkennbar sind?
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