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Hell und dunkel
Vor einigen Jahren hat mir jemand folgende Geschichte erzählt: Als der erste Besuch des Papstes in Nigeria bevorstand, fiel dort einem ausländischen Beobachter auf, daß die Polizei kaum Vorbereitungen dafür traf, daß der Besuch in dem chaotischen Hexenkessel von Lagos einigermaßen geordnet und sicher ablaufen könne.
Er fragle den Polizeichef der Hauptstadt und bekam eine verblüffende Antwort. Er sei ganz gelassen, sagte er. Er könne sich da völlig auf seine Landsleute verlassen. Der Papst sei ein großer spiritueller Führer und die Afrikaner hätten ein sicheres Gespür dafür. Sie würden sich deshalb beim Besuch friedlich und vernünftig verhalten. So kam es dann auch.
Wenn die Geschichte nicht wahr ist, ist sie zumindest gut erfunden.
Sie fiel mir wieder ein, als ich die Berichte über den Besuch des Papstes im Libanon las. Auch in diesem völlig anderen kulturellen und politischen Umfeld ereignete sich etwas Ähnliches.
„Solche großen Ansammlungen von Menschen, die sich aus halb politischem, halb spirituellem Anlaß friedlich zusammenfinden und geordnet wieder auseinandergehen, hat Libanon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen. Und all das in einem arabischen Land mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit. Gewöhnliche muslimische Bürger sahen im Papst einen Friedensboten."
So schrieb die „Neue Zürcher Zeitung", die der übermäßigen Sympathie für die Kirche und den Papst gewiß nicht verdächtig ist.
Aber auch in einer anderen Weltgegend wird der Papst und seine Botschaft verstanden, zumindest aufmerksam gehört. Das „Time"-Magazin in New York hat Johannes Paul II. bereits zweimal zum „Mann des Jahres" gekürt.
Man wird nicht sagen können, daß die Amerikaner, . speziell die amerikanischen Katholiken dem Papst gegenüber unkritisch wären. Aber sie lassen sich den Blick auf das Ganze der Gestalt nicht trüben durch Einwände, die sie im einzelnen haben mögen.
Nicht so in Österreich. Da wird der Papst nur aus dem Blickwinkel kirchenpolitischer Streitpositionen gesehen und abgeurteilt. Eine durchaus angesehene Tageszeitung schrieb kürzlich sogar, durch das bevorstehende Treffen mit den beiden Patriarchen von Konstantinopel und Moskau in Wien, habe Johannes Paul II. Gelegenheit, das „dunkle Bild" , das man sich von ihm mache, zu korrigieren.
Da muß man schon fragen, wer dieses dunkle Bild geschaffen hat. Wer sich von diesem Papst unbedingt ein dunkles Bild machen will, wird es sich, so steht zu fürchten, auch durch die ökumenische Begegnung nicht aufhellen lassen.
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