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Ministerium des Denkens

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„Die Gesellschaft fordert außer den besonderen Pflichten, welche jedes Individuum durch die Ausübung seines Berufes erfüllt, noch andere, weitere Beiträge. Um sie leisten zu können, die erst das Eigentliche des menschlichen Zusammenlebens ausmachen, bedarf es mehr als nur eines Könnens und einen Beruf zu erlernen, nämlich der Kultivierung unserer Seele und unseres Denkens.“

Kardinal John Henry N ew m a n

(aus ,,Bereich und Wesen der Universitätserziehung“ )

Über ein Sechstel der österreichischen Bevölkerung — 1,140.103 junge Menschen — geht in die Schule. Ob das noch der Kindergarten oder schon die Hochschule ist. ist das Lernen ihr Beruf, ihre Hauptbeschäftigung. Die Glücklichen. Oder Unglücklichen. Ob sie das eine oder das andere sind, hängt in starkem Maße von den 56.823 Männern und Brauen ab, von denen sie unterrichtet werden. Es hängt aber auch von denen ab, bei denen jene das Lehren gelernt haben. Und es hängt von den Leuten ab, welche sowohl die Lehrenden als auch deren Lehrer aussuchen, instruieren und inspirieren. Und das ist die Hauptaufgabe von 316 Beamten und eines Ministers im Bundesministerium für Unterricht. In welchem Maße und auf welche Weise und wie gut oder wie schlecht diese ihre Aufgaben erfüllen, ist von höchster und entscheidender Bedeutung für das persönliche Leben all der vielen Jahrgänge, die in den Jahren und Jahrzehnten ihrer Amtszeit in Schulen gehen. Somit ist es aber auch entscheidend für die gesamte Zukunft unseres Staates und das, was die Schüler von heute als Bürger von morgen aus ihm und jenen Schülern, für deren Erziehung sie zu sorgen haben, machen werden. Und damit die Dinge gleich vom Anfang an klargestellt sind: Es hängt für alle — vom Kindergartenkind bis zum Minister — nicht nur vom „Stoff“ ab,

den er sich in der Schule aneignet, sondern, und vor allem, wieweit er dort lernt, ein Mensch zu sein, ein fühlender, denkender Mensch mit Urteilskraft und Gewissen, fähig, nicht nur ein oder mehrere Sachgebiete zu beherrschen und einen Beruf auszuüben, sondern vor allem, Verant wortung zu tragen für sich und für die Gemeinschaft aller und für ihre Aspirationen und Anliegen. Dazu sind Schulen vor allem da. Von den Problemen und Aufgaben, die sich daraus ergeben, soll in der nächsten Nummer in einem zweiten Artikel zum Thema Unterrichtsministerium die Rede sein.

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