7113090-1996_05_07.jpg
Digital In Arbeit

Reichtümer der Spiritualität teilen

Werbung
Werbung
Werbung

Der Titel war das Thema der Ökumenischen Fachtagung am 19./20. Jänner in Wien. Die FURCHE hat darüber kurz berichtet. Aus meinem Referat hieß es nur, wir Katholiken hätten „ausufernde Formen eucharistischer und marianischer Frömmigkeit". Das habe ich auch gesagt, viel mehr aber darüber, was uns Katholiken Eucharistie und Marienfrömmigkeit bedeuten.

Für die römisch-katholische Kirche ist Eucharistie Höhepunkt und Quelle allen Tuns. Die Betonung der Sonntagsmesse hat zu einer besonderen Sonntagskultur geführt. Die tägliche Messe wurde für viele spirituelle Quelle für Alltag, Beruf und christliches Engagement. Häufiger Kommunionempfang hat zu einer vertieften Christusfrömmigkeit verholfen.

Die Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messe hat Ordensgemeinschaften und einzelne zur Anbetung mit großen spirituellen Werten motiviert. Eucharistische Prozessionen, besonders zu Fronleichnam, stellen die alltägliche Lebenswelt bewußt unter die Gegenwart, des Auferstandenen und werden, recht verstanden, zum gläubigen Bekenntnis einer „Wirklichkeit", die alle sonst so wichtig erscheinenden Realitäten übersteigt. Eine*Frucht der Ökumene ist, daß wir Katholiken Einseitigkeiten der eucharistischen Frömmigkeit korrigierten; die evangelischen Gemeinden aber lernten, wieder häufiger das Abendmahl zu feiern.

Marienfrömmigkeit hat das geistliche Leben vieler berei-. chert. Sie haben besser beten gelernt: Mit Maria Gott zu loben, wie sie im Magnificat; ihn vertrauensvoll für die eigene Not und die der Welt zu bitten. Der „Engel des Herrn", zu dem die Kirchenglocken rufen, hat den ganzen Tag unter die darin erwähnten Christusmysterien gestellt.

Der Blick auf Maria hat zur Nachahmung bewogen, wie sie sich Gott zu eröffnen, sich ganz für Seine Sache einzusetzen, auch in Ungewißheit und Leid zu glauben, daß bei Gott alles möglich sei. Rechte Marienverehrung hat das Erlösungsgeheimnis mehr mit dem Herzen als mit dem Verstand erkennen lassen. Und Wallfahrten waren oft Anlaß zur Beichte und Hinführung zur Eucharistie.

Könnte eine bei Katholiken geläuterte Marienfrömmigkeit nicht auch evangelische Christen zu Luthers ursprünglicher Marienliebe führen?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung