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Hitlers letzte Offensive

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Ein Amerikaner versucht, die letzte Kraftanstrengung des deutschen Reiches, die Ardennenoffen-sive, dem Leser näherzubringen.

Nach dem Zusammenbruch der Atlantikverteidigung und dem unerwarteten Erfolg der russischen Sommeroffensive gelang es Hitler, trotz aller Bombenangriffe auf das Heimatland, eine neue Armee, oder genauer gesagt drei schwache Armeegruppen mit zusammen 9 Panzerdivisionen und 17 Fußdivisionen aufzustellen. Denn auch die sogenannten Fallschirmtruppen trugen nur den Namen „Fallschirm“ ohne darin ausgebildet zu sein.

Statt diese Truppe als Feuerwehr einzusetzen und die erwarteten Angriffe im Westen und besonders im Osten aufzufangen, hatte Hitler den einsamen Entschluß gefaßt im Westen anzugreifen, das Ruder noch einmal herumzureißen und das Kriegglück zu wenden.

Die Feindaufklärung der Deutschen, die Gehlen leitete und die ausgezeichnet war, konnte melden, daß die Eifel schwach besetzt sei. Hier hoffte Hitler, ähnlich wie im Jahre 1940, den Durchbruch zu erzielen und die Masse der in Holland stehenden englisch-amerikanischen Truppen zu vernichten.

Die Führung der Angriffstruppe übernahm Feldmarschall Model, ein besonderer Hitler-Anhänger, der allerdings sich schon öfter zu eigenmächtigen Entschlüssen ohne Erlaubnis Hitlers durchgerungen hatte.

Er hatte das Denken noch nicht verlernt!

Es war ein Wunder, daß den Alliierten dieser große Aufmarsch verborgen blieb; sie vermuteten die Kräfte der Reserve gegen ihre eigenen Angriffsabsichten bei Aachen.

Am 16. Dezember brach der deutsche Sturm los. Anfangserfolge brachten einen Einbruch bis zu einer Tiefe von 40 Kilometern, dann versandete der Schwung und herangeführte Reserven stoppten die Offensive. Um die amerikanische Schlüsselstadt Bastogne wurde hart gerungen, die Verteidiger hielten stand und am Weihnachtstag des Jahres 1944 hatte sich die Offensive endgültig totgelaufen. Der Autor zeigt gerade an diesen Kämpfen, daß die Amerikaner gute und harte Soldaten sein konnten.

Wieso kam es zu diesem Erfolg Eisenhowers? Eistob schreibt mit Recht: „Es wäre ein glänzender Einfall gewesen, hätte Hitler noch über die Kräfte und Mittel verfügt, dem Einfall eine Erfolgschance zu geben.“

Mit den verfügbaren Kräften, dazu eine sehr schwache Luftwaffe, zu wenig Treibstoff (so wenig, daß die am linken Flügel stehende 7. Armee nur mit Benzin für 120 Kilometer antreten mußte), zu wenig Munition und keine Reserve, um abgekämpfte Angriffstruppen abzulösen, war dieser Angriff ein Hasardspiel, das nur scheitern konnte.

Der Verfasser meint, daß das politische Ergebnis dieser verunglückten Offensive den Russen den Weg nach Mitteldeutschland geöffnet und vielleicht damit den eisernen Vorhang weiter nach Westen verlegt hat.

Das Buch ist mit viel Akribie und Sachkenntnis geschrieben, vermeidet jedes gehäßige Urteil und läßt auch den ehemaligen Feind zu Wort kommen. Wer sich über diese Kriegsphase unterrichten will, dem kann das Buch empfohlen werden.

DIE ARDENNENSCHLACHT. Von Peter I. Eistob, List-Verlag München.

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