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Im Kostüm der N achkriegszeit
(Volkstheater, Wien; „Hoch hinaus“ von Heinz R. Unger. Uber die Buchausgabe siehe Seite 18) Wolfgang Böck spielt mehr einen leicht ausgeflippten Typ von heute als den Kriegsheimkehrer von 1945, Bernd Jeschek das Gespenst mehr als zeitlose Symbolfigur des Krieges denn als Opfer des letzten großen. Georg Trenkwitz spielt mehr einen verirrten Nathan als den Remigranten aus London, Fritz Holzer mehr eine Raimundais eine Nachkriegsfigur, Michael Gampe eher einen gestandenen Vorkriegsunternehmer als den Großschleichhändler. Und die Handlung hat wenig mit der Nachkriegszeit zu tun, viel mit heute auf sie projizierten Vorstellungen.
Aber das macht nichts. Es ist ein
historisches Stück, was immer die Überlagerung historischer Kulisse mit Hoffnungen, Enttäuschungen, Problemen der Entstehungszeit bedeutet. Ein linker Humanist gräbt nach den Wurzeln heute ins Kraut schießender Ungerechtigkeit, ohne sie zu finden. Er geht wohl, an den Rand dessen, was die SPÖ heute aushält. Die ÖVP braucht nichts auszuhalten, sie kommt nicht vor, wenn sie klug ist, kränkt sie das noch mehr. Dietmar Pflegerl (Regie) läßt das pointenreiche, unterhaltende, nachdenklich machende, bühnenwirksame Volksstück zeitweise durchhängen und einen Teil des großen Ensembles undeutlich reden. Marianne Gerzner spielt erschütternd die Mutter eines vermißten Soldaten. 19-2
HELLMUT BUTTERWECK
Attila Hörbiger f
Auch auf Attila Hörbiger mag zutreffen, daß die „Traumrolle“ , die einem Schauspieler entging, mehr über ihn verrät als die Liste dessen, was er gespielt hat. Attila konnte alles spielen, was er wollte — außer Molndrs Liliom. Den Luftikus mit der rauhen Schale und dem goldenen Herzen, den Hutschenschleuderer und Hallodri, um den sich die Frauen reißen — den hat ihm vor dem Krieg Hans Albers weggeschnappt, und nach dem Krieg war er dafür zu fiiž*.. . / .. £*£ . iSiOt -
Dabei war er doch auf der Bühne wie im Film durchaus der auf Frauen wirkende Mann, hatte als Zahmer von Shakespeares Widerspenstiger mehr als einmal Erfolg, unter anderem bei seinem Burgtheater-Debüt 1950. Doch auch dem Petrucchio fehlt das Luftige, das Leichte, er ist ein ernster Mensch. Mag sein, daß Attila Hörbiger manchmal gern ein weniger ernster Mensch gewesen wäre. Doch diese Rolle war in der Familie an den älteren Bruder Paul vergeben.
Attila aber, der genau sechs Tage nach seinem 91. Geburtstag in seinem Wiener Heim gestorben ist, wurde vielleicht nie wieder so knapp und dabei treffend charakterisiert wie in seiner „Qualifikationsbeschreibung“ als junger k. u. k. Weltkriegs-Leutnant. Es heißt da in der Rubrik Einwirkung auf Untergebene“ : „Versteht sich unter allen Umständen Respekt zu verschaffen… Vornehme Umgangs formen. Sehr guter Kamerad.“ Das war er, wie er leibte und lebte. So hat er auch auf sein Publikum gewirkt.
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