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Mut zum neuen Profil

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Wiens Internationales Musikfest ist alle Jahre wieder ein Ereignis. Es hat sich in all den Jahren bewährt, in denen Wiens Festwochen im Kreuzfeuer der Kritik standen. Was ist nicht alles an diesen Festwochen herumgedoktert und gebastelt worden. Man hat sie bis zu fünf Wochen Dauer aufgepumpt. Hat ihnen die seltsamsten Aufgaben zugeschoben: sie sollten in den paar Wochen wettmachen, was kulturpolitisch das ganze Jahr über in all den kulturell unter- bis gar nicht versorgten Gebieten versäumt worden war; sie sollten neue GeseUschaftsschichten, ja sogar Kinder mobilisieren und kulturell neu motivieren, was eigentlich jahrelang vorausgeplante Arbeit voraussetzt. Man hat sie einem zyklischen Motto unterworfen und dieses dann, als zu eng, gesprengt. Man überlegte, sie auf das ganze Jahr zu verteilen, ja, sie überhaupt abzuschaffen...

Mißt man also den Bestand dieser Festwochen an dem Grad, in dem sie unterdotiert, geschmäht und gezaust wurden, erweisen sie sich allerdings als unverwüstlich und lebensfähig.

Festwochenintendant Gerhard Freund ist heuer gestorben. Wiens neuer Kulturstadtrat Dr. Zilk hat die Aufgabe, diesen Festwochen einen neuen Leiter und ein neues Gesicht zu geben. Genau der richtige Moment also, um aus alten Fehlern zu lernen. Aber nicht den Demolierern sollte man nachgeben, auch denen nicht, die sagen, daß Wiens Festival sie zu Tode langweilt, und nicht denen, die sie nur für gesellschaftspolitische Arbeit (miß-)brauchen wollen. Es geht um ein geistiges Profil, um die Chance, Wien in seiner geistig-künstlerischen Vielfalt darzustellen. Für die Wiener ebenso, wie für die vielen Ausländer, die im Mai und Juni kommen.

Diese Chance sollte man nicht verschenken.

Was kann es anderes als Aufgabe geben, als Wiens historische Rolle und Leistungen, das „Kapital“ sozusagen, mit Wiens geistig-künstlerischer Gegenwart zu konfrontieren? Selbstdarstellung also! Und wenn man den Wienern internationale Maßstäbe vermitteln will, an denen sie sich in Theater, Oper, bildender Kunst usw. orientieren können, so ist das ein zweiter wichtiger Aspekt. Eine internationale Revue zum Saisonschluß. Welttheater. Damit ist fast alles gesagt. Alles möglich. Vom Ballettfest bis zum Avantgardetheater. Von der Klassikdarstellung bis zum orientalischen Festival. Ja, sogar die Einbeziehung von Küstlern in die Planung.

Man darf jetzt nur einen Fehler nicht begehen -die Grenzen zu eng zu ziehen, zu wenig offen zu sein.

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