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Neuer Erzbischof von Krakau

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Am 6. Jänner, dem Hochfest der Erscheinung des Herrn, weihte Papst Johannes Paul II. persönlich seinen Nachfolger auf dem Stuhl des Erzbi-schofs von Krakau, Franciszek Ma-charski, im Vatikan zum Erzbischof.

Erzbischof Macharski ist gebürtiger Krakauer. Er stammt aus einer bürgeriichen Familie. Nach dem Krieg trat er in das Priesterseminar seiner Heimatstadt ein, zu dessen Spiritual, später zu dessen Rektor er schließlich nach kurzem Einsatz in der praktischen Seelsorge ernannt wurde. Macharski arbeitete lange Jahre eng mit dem damaligen Erzbischof, dem heutigen Papst, zusammen und begleitete ihn auf Reisen durch Kanada, die USA, durch Frankreich, Italien und Deutschland. Auch nahm er mehrmals an den Weihnachtspastoraltagungen in Wien teil. Er spricht neben seiner Muttersprache Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Russisch.

Macharskis Lebenswerk war das Priesterseminar in Krakau, an dem er ,sein organisatorisches und pädagogisches Talent bewies. Unter seiner Leitung wuchs die Ausbildungsstätte des Priesternachwüchses in der Jagellonenstadt zu einem der größten Seminare der Welt. Heute werden dort 250 Kleriker ausgebildet.

Der erste Jahrgang hat im Vorjahr die Rekordhöhe von 65 Kandidaten erreicht. Heuer werden noch mehr erwartet - es könnten noch wesent-

lieh mehr sein, wenn der Platz es zuließe. Obwohl unter Rektor Macharski das Gebäude vergrößert und umgebaut wurde, obwohl die Seminaristen bereits in Stockbetten schlafen und bei der Messe etliche in der Sakristei sitzen müssen, weil die Kapelle zu klein ist - mehr faßt das Haus einfach nicht.

Was war Macharskis Methode, die solche Erfolge brachte? Polen nimmt nicht nur im Ostbereich eine einmalige Position ein. Die untrennbare Identifizierung von Kirche und Volk gibt der Kirche auch gegenüber einer atheistischen Regierung einen besonderen Stand. Die Familien sind noch gesund; die Arbeit mit den Ministranten, mit Jugendgruppen bietet erste Motivationen. Vor allem aber lenken jeweils die Exerzitien für Maturanten etliche junge Leute in geistliche Berufe.

Zu diesen Veranstaltungen in Seminaren und Klöstern kommen jeweils Während der Weihnachtsferien 600 bis 700 junge Menschen pro Diözese. Hier, in einer Zeit der Ruhe und Besinnung, bevor der Streß der Abschlußprüfungen einsetzt, fallen oft die Entscheidungen über das weitere Leben. Ein besonderes Programm mit Eucharistiefeier, Meditationen, moderner religiöser Musik, Film, Begegnungen und Diskussionen untereinander wie mit Seminaristen soll den Boden für die Entscheidung bereiten.

Jede dieser Gruppen, die jeweils 50 bis 60 Personen umfaßt, hat ihre Begegnung mit dem Bischof - Tage ungeheurer Anspannung für die führenden Kirchenfunktionäre, wenn es in einer Diözese zehn und mehr solcher Gruppen gibt, und dann meist noch über verschiedene Orte der Begegnung verteilt. Aber der Erfolg lohnt die Anstrengung. Aus jeder dieser Gruppen pflegen etliche in Priesterseminare oder Ordensgemeinschaften einzutreten. Rektor Macharski hat diese Exerzitien in der Erzdiözese Krakau stark ausgebaut.

Nun stehen zwei große Aufgaben vor dem neuen Erzbischof: Vor allem im Mai die Feiern zum 900. Todestag des heiligen Stanislaw Szczepa-nowski, des Schutzpatrons der Polen und ihrer alten Königsstadt.

Zu den Gedenkfeiern wird der Papst in seiner Heimatstadt erwartet - vorausgesetzt, daß die Regierung ihre Zustimmung gibt. Bei dieser Gelegenheit soll auch die Diözesan-synode zum Abschluß gebracht werden - die zweite dringende Aufgabe des neuen Erzbischofs.

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