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Musik von Andrej Pawlowitsch Petrow haben wir in Wien noch nicht gehört, nicht einmal den Namen des Komponisten, der, 1930 in Leningrad geboren und ausgebildet, heute bereits ein umfangreiches Oeuvre aufzuweisen hat: Ballette, aber auch symphonische Zyklen und Lieder. — Die sechsteilige Suite aus dem Ballett „Die Erschaffung der Welt“ mit einer Gesamtdauer von 25 Minuten ist Musik von einer geradezu umwerfenden Naivität und Antiquiertheit in der Umsetzung von Vorgängen und Gestalten in Töne. Aber diese drastischen — übrigens sehr gekonnten — Schilderungen wurden vielleicht von Cartoons Jean Eiffels angeregt, der im Programmheft genannt ist...

Von ähnlicher unmißverständlicher Handfestigkeit sind auch die Beschreibungen von „Three Places in New England“ von dem Originalgenie Charles Ives (1874—1954), dessen Tongemälde, die freilich auch ihren eigenen musikalischen Wert haben, an dieser Stelle wiederholt geschildert wurden. — Das Orchester spielte sie mit Bravour und hörbarem Vergnügen.

Die eigentliche Überraschung in dem ORF-Symphoniekonzert am vergangenen Wochenende im Großen Konzerthaussaal war der etwa halbstündige Liederzyklus nach Gedichten von Blake und Auden von Leif Segerstam, den wir bisher nur als den „neuen“ ständigen Dirigenten des ORF-Orchesters kannten. In seiner Heimat Finnland ausgebildet und zunächst dort tätig, wurde er (Jahrgang 1944) bereits 1971 Chef der Königlichen Oper Stockholm und dirigierte auch in der Covent Garden und in der Metropolitan. Die „Six Songs of Experience“ hat er schon 1971 geschrieben, und zwar zunächst die Singstimme, über die er gewisse Strukturen notierte, die von dem großen, um zwei separat aufgestellte Schlagwerkblöcke vergrößerten Or-stester zu improvisieren sind. Ursprünglich wollte Segerstam das Orchester ohne Dirigenten spielen lassen, aber bei der Wiener Erstaufführung, über die wir hier berichten, hatte man den Eindruck, daß die Aleatorik sehr genau programmiert bzw. das ganze Stück vorher gründlich geprobt war. Es handelt sich hier um eine sehr ausdrucksvolle, zuweilen auch lärmende Musik von großer Kompliziertheit. Aber wie Taru Valjakka den überaus schwierigen Solopart meisterte, auch was sie an jugendlicher Tonstärke zu bieten hat, war bewundernswert.

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