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Oper auf einem hohen G Ballett ohne Tänzer
Es war für niemanden eine Überraschung, daß „Neither” („Weder Noch”), die erste Oper des amerikanischen Minimalisten, Morton Feldman, bei der Uraufführung mit lautem Protest aufgenommen wurde. Erstaunlich daran war lediglich, daß das „Teatro dell’Opera di Roma” das Werk, allerdings im Einvernehmen mit der amerikanischen Botschaft, in Bestellung gegeben hatte.
In Samuel Beckett und Michelangelo Pistoletto fand Feldman gleichgesinnte Künstler, die ihm Text, Bühnenbild und Inszenierung für eine Partitur lieferten, die für nur eine einzige Sängerin und ein großes, aber gleichförmiges, gleichfarbiges und gleichtönendes Orchester gesetzt war. Weder Tempo noch Dynamik, Artikulation oder Dichte wichen während nahezu einer Stunde von dem Grundton ab, der sich durch Statik, Rich- tungslosigkeit und Ambivalenz auszeichnete und die Sängerin (Martha Hanneman) verweilte fast ununterbrochen auf einem hohen G, das sich nur selten zu drei chromatischen Noten (fis-g-as) erweiterte und ausnahmslos mit Kopfstimme gesungen wurde, so daß der Text unverständlich blieb und jegliche Kommunikation ad absurdum führte. Durch das Einerlei wurde das Publikum gereizt und enerviert, bis sich die Spannung in lautem Johlen und Pfeifen Luft schaffte.
Das Publikum, das auf den Affichen „Ballets de peintres” annonciert gesehen und sich auf das Auftreten von Tänzern vorbereitet hatte, war bereits verärgert, als man ihm als Vorspiel Strawinskys Orchesterfantasie „Feux d’Artifice” in der Version aus dem Jahre 1917, nämlich mit einem Scena- rio von Giacomo Balla bot, in dem nicht Tänzer, sondern Lichter Gegenstand einer höchst raffinierten Choreographie bilden und ein Maler, der futuristische Balla, Regie führt. Die Uraufführung in Rom vor 60 Jahren scheiterte daran, daß ein Kurzschluß am Premierenabend das Funktionieren der Klaviatur verhinderte, durch die das Licht kontrolliert wurde, so daß von dem „Son et Lumiėre” lediglich der „son” übrigblieb. Bei der diesmaligen Nachholpremiere haperte es nicht etwa am elektrischen Strom, sondern an einer genauen Synchronisierung zwischen Licht und Klang. Die futuristischen Plastiken Ballas waren zwar den Vorlagen gemäß nachgebildet, aber von „Tanz” im üblichen Sinne des Wortes war natürlich nichts zu sehen.
Auch „Work in Progress” von Alexander Calder war ein Auftragswerk des römischen Opernhauses. Für Calder war es 1967 das erste Bühnenwerk und die Aussicht darauf, eine Welt der Illusion zu schaffen und die Beziehungen zwischen Bild und Bewegung einer neuen Ordnung zu unterwerfen, regte ihn zu einem Werk reiner Poesie an, zu dem die Musik von Bruno Ma- derna (Musica su due Dimensioni), Niccolo Castiglioni (Divertissement) und Aldo Clementi (Collage) die klangliche Perspektive bildete. Mobile und Stabile, Wellen, die nichts mit dem Meer, und Sterne, die nichts mit dem Firmament zu tun hatten, beherrsch-, ten die Bühne, und die Synthese von abstrakter Plastik und elektronischem Klang hatte ein in jeder Hinsicht positives Ergebnis, das allerdings 1968 vom Publikum abgelehnt, aber bereits jetzt, nach kaum 10 Jahren, mit einem gewissen Interesse aufgenommen wurde.
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