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Opulente Vielfalt

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(Bregenzer Festspiele; Orchesterkonzerte) Das erste Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker im Bregenzer Festspielhaus dirigierte Georges Pretre, der seit dem Vorjahr Erster Gastdirigent des Orchesters ist. „Le Tombeau de Couperin”, das selten gespielte Stück Maurice Ravels, war sorgfältig durchkonstruiert und impressionistisch-zart zu hören. Sorgsame Detailarbeit gab es bei Richard Strauss' „Till Eulenspiegels lustigen Streichen” zu bewundern. Opulente Klangbilder und vor allem im „Philisterreich” transparente Passagen wechselten. Bei Gustav Mahlers 1. Symphonie entschied sich Pretre für eine natürliche und unprätentiöse Sicht, es entstand ein Seelengemälde von starker Farbigkeit.

Im zweiten Orchesterkonzert erzielte Erich Leinsdorf Wirkungen durch zurückhaltende Noblesse. Ein wenig zuviel Distanz schien dem ersten Satz der einleitenden Es-Dur-Symphonie von Mozart anzuhaften. In Bruckners 7. Symphonie zeigten vor allem Celli und Bratschen wahre Höhenflüge, wenngleich Leinsdorfs sparsame Gesten bei Bruckners Hochromantik ungewohnt distanziert wirkten.

Im dritten Orchesterkonzert hinterließ Rafael Frühbeck de Burgos einen ambivalenten Eindruck. Mit knappen Hinweisen begnügte er sich bei Schuberts „Unvollendeter”, doch die Symphoniker musizierten ohne Tadel und ausdrucksstark alle Solopassagen. Ein wenig mehr Dynamik bewies Frühbeck de Burgos in „El amor brujo”, einer Ballett-Suite von Manuel de Falla. Das Mezzo-Sopransolo hatte Graciela Araya übernommen, die mit einer wohlklingenden, schlanken Stimme alle technischen Schwierigkeiten bewältigte und auch Instinkt im Ausdruck bewies. Brahms. 2.Symphonie in rechtem Maß und mit einer Vielzahl von Facetten rundete das Programm ab.

Im vierten Orchesterkonzert offerierten die Moskauer Philharmoniker unter Dimitrij Ki-taenko ein wahres Kontrastprogramm: Prokowjews „Symphonie classique”, das Konzert Nr. 2 für Violine und Orchester von Alfred Schnittke und die „Pathe-tique” von Tschaikowsky. Der Vortrag der Russen ist ungemein spannungsvoll, Kontraste werden herausgearbeitet, auf der Strecke bleibt dabei die Linie eines Werkes. Liana Issakadse spielte Schnittke aggressiv und unsentimental, ihr technisches Fundament erlaubt ihr jedes Risiko. Kitaenkos Tschaikowsky-Sicht wird immer wieder von Melancholie gestreift, das Resultat ist Romantik in klaren Bildern mit dunklem Grundton.

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