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Mahler-Symphonie und „Canticum sacrum“

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Das 5. Konzert im Zyklus „Die große Symphonie“ dirigierte Josef Krips, ein temperamentvoller, impulsiver, zuweilen auch etwas robuster Musiker, der offen zeigt, wie ihm das, was er macht, Freude bereitet. Das war vor allem bei der Wiedergabe von M a h 1 e r s genial-stürmischem Jugendwerk, der 1. Symphonie, der Fall, als deren Meisterinterpret Krips bezeichnet werden kann. Die zur Eröffnung des Konzerts gespielte „Euryanthe“-Ouvertüre von Weber geriet ein wenig handfest, Mendelssohns Violinkonzert mit Wolfgang Schneiderhan als Solisten dagegen erreichte einen kaum überbietbaren Grad an technischer und klanglicher Vollkommenheit. Auch das Orchester der Wiener Symphoniker war in bester Form, so daß man sich für das Mahler-Gedenkjahr 1960 nur wünschen kann, möglichst viele seiner Symphonien in der Interpretation dieses Orchesters zu hören. H. A. F.

Igor Strawinskys „Canticum sacrum“, 1956 komponiert und „der Stadt Venedig zum Lobe ihres Schutzheiligen, des 'seligen Apostels Markus“ gewidmet, ist gleichsam als tönendes Pentagramm über Schriftworte gesetzt, die einem Chor (Singverein) und zwei Solostimmen (Anton Dermota und Otto Wiener) zugewiesen sind. Im Orchester fehlen alle „romantischen“ Instrumente wie Hörner, Geigen,Celli, Klarinetten. Die Neigung zum Abstrakten, durch Einbeziehung einer Zwölftonreihe unterstrichen, erreicht in der Knappheit der Formen ihren stärksten Ausdruck. Die Wiedergabe war ein Meisterstück an Präzision bei Solisten, Chor und Orchester (Philharmoniker), von Herbert von Karajans ebenso ruhiger wie energischer Hand geführt. Die Schwierigkeiten der Ausführung waren nicht zu hören, wohl aber an einigen unglücklichen Gesichtern abzulesen. Der zweite Teil des Konzertes war der „Siebenten“ von Anton Bruckner gewidmet und hinterließ in der Vollkommenheit seiner Wiedergabe einen großen und nachhaltigen Eindruck.

Ira M a 1 a n i u k sang an ihrem ersten Liederabend eine bunte Folge von Durante, Mozart, Schubert, Brahms und Richard Strauss, dazwischen ukrainische Lieder von Barwinsky und Woloszyn. Die große Opernstimme, in kleinen Bogen des Liedes am Ausschwingen gehemmt, hält zwar gebändigt durch (man bedauert fast das Ausbleiben des großen Durchbruchs zur Arie), singt sich jedoch in dieser Bändigung nicht frei, dagegen manchmal zu tief. Am besten gelangen ihr begeriflicherweise ihre Heimatlieder, deren innere Anteilnahme sie auf den Hörer übertrug — und die immer siegreichen Gesänge von Richard Strauss.

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