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Raritäten

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In zwei der letzten, jetzt schon zu Ende gegangenen Arkadenkonzerten der Tonkünstler, aber auch in zwei Palaisabenden kamen selten zu hörende, auch kompositorisch interessante Werke zur Aufführung. Heinz Wallberg, einer der zuverlässigsten, in Oper und Konzert gleich schätzenswerter Dirigenten der mittleren Altersgeneration, hatte das Trompetenkonzert von Karl Pilss aufs Programm gesetzt, das einen j ugendlich-ergiebigen Einfallsreichtum des fast siebzigjährigen Komponisten und eine dem Klangcharakter des Soloinstrumentes besonders angepaßte Handschrift aufweist. Die in Amerika bei ersten Orchestern als Solistin auftretende junge Carole Reinhart zeigte sich alten technischen Schwierigkeiten ihres Partes bestens gewachsen und konnte zusammen mit dem Komponisten lebhaften Dank des Publikums entgegennehmen.

Caridis interpretierte mit den Tonkünstlern. Boris Blachers „Concer- tante Musik“, op. 10 (1937), in welcher der sonst einer mehr spröden Konstruktivität zuneigende Tonsetzer sich einer geradezu populär aiimutenden Musizierfreude hingibt; Jean Franęaix’ für vier Solobläser und Orchester geschriebenes, deren

Dialog paritätisch gut verteilendes „Quadruple concerto“ ist ebenfalls 1937 entstanden und stellte sich als ein musikantisches, mit rhythmischer Originalität aufwartendes Stück vor, das durch seine natürliche Heiterkeit und lucide, saubere Satzkunst die Beliebtheit dieseg Komponisten vor vielen seiner zeitgenössischen Kollegen erklärlich macht.

Besonderes Lob gebührt den Tonkünstlern, welche sich trotz ihrer enoirmen Arbeitsüberbürdung der besprochenen Werke mit voller Einsatzbereitschaft annahmen.

Innerhalb des 20. und 27. Augusts absolvierten sie beispielsweise fünf Konzerte zuzüglich der hierfür notwendigen Proben! Bedauerlich, daß dem durch jahrelange intensive Arbeit und Erziehung seines Chefdirigenten Wallberg sich qualitativ^ immer mehr verbessernden Klangkörper gerade die besten Kräfte von anderen Orchestern weggefischt werden und so der qualifikationsmäßig geförderte Aufbau wieder eine Unterbrechung erfährt. Eine Tatsache die leider viel zuwenig Beacht,ung findet!

Zwei Palaiskonzerte fielen durch die Besonderheit und Seltenheit ihrer Programme sowie durch deren gute Wiedergabe vor anderen Abenden auf. Die „Menestrels“ widmeten sich der „Musik in Österreich bis 1550“. indem sie Lieder, monodische und mehrstimmige Instrumentalstücke, auf Laute, Fiedel, Zinke, Pommer und Schellentrommel ausigeführt, vortrugen, wie sie sich in alten Minnesängerweisen, Liederhandschriften, den Trientiner Codices und Kompositionen der großen Tonsetzer der Maximilianischen Zeit, eines Hofhaimer, Senfl, Isaac, erhalten haben. Der staunenswerten Musikalität des aus zwei Damen, darunter die ausgezeichnete Sopranistin Escri- bano, und vier Herren bestehenden Ensembles entsprach der Beifall.

Nicht alltäglich mutete die Liaison zwischen Harfe und Horn an, wie sie in dem Konzert des Österreichers Josef Molnar und des Ungarn Joszef Molnar — übrigens beide nicht miteinander verwandt — zum Ausdruck kam. In Werken von Robert Bochsa, des einst sehr bekannten Chorkomponisten Ferdinand Rebay und am besten in einem „Divertissement“ des Schweizers Etienne Isoz kam der weiche, aparte Zusammenklang der beiden „Romantiker-Instrumente“ zu schöner, eigenartiger Wirkung. In Soloharfenstücken von Faurė und Tournier, besonders aber in Hindemiths bitonal konzipierter, mit fast schwelgerischem Klang ausgestatteter „Sonate“ brillierte Josef

Molnar; Joszef Molnar aber zeigte seine meisterhafte Horntechnik vor allem in dem ihm gewidmeten „Divertissement“ Isoszs. Einen so sauberen, sicheren Ansatz auch in der Höhenlage des Instrumentes, einen so weichen Ton und so klangvolles Piano hat man schon lange von keinem Hornisten gehört. Man wird sich den Namen des Künstlers merken müssen.

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