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Russisches von Russen

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Das 3. Konzert im Zyklus „Die große Symphonie“ unter Mario Rossi begann mit Rossinis Ouvertüre zur „Belagerung von Korinth“, einem brillanten Stück, zu schwierig fast zum „Einspielen“, aber vom ersten Augenblick an die Qualitäten' demonstrierend, die die Wiener Symphoniker unter ihrem neuen Chefdirigenten dazugewonnen haben: Prägnanz, Lockerheit, Flexibilität und Klangschönheit. — Beim folgenden Stück war die Aufmerksamkeit mehr auf die Komposition und den Solisten gerichtet. Keineswegs ganz zu Recht, denn hier hat das in allen Farben schillernde Orchester allerhöchsten Ansprüchen zu genügen. Das 2. Konzert für Violine und Orchester von Sergej Prokofieff, während des Ersten Weltkrieges, also gleichzeitig mit der vielgespielten „Symphonie classique“ entstanden, gehört zu den bedeutendsten Werken dieses hochtalentierten Komponisten, technisch zugleich zum Besten und Qualitätsvollsten des Genres. Es ist in allen drei Teilen, die knapp 25 Minuten dauern, immer interessant, spannend und voller origineller koloristischer Einfälle. Die für Prokofieff so charakteristische Mischung von lyrischen und grotesken Elementen hat der in Wien seit 1967 bereits bekannte und geschätzte russische Geiger Viktor Tretjukoio (1946 in Sibirien geboren, in Moskau ausgebildet und am Konservatorium lehrend) ausgezeichnet erfaßt. Der Übergang vom Träumerischen zum Fulminant-Virtuosen gelingt ihm nicht nur ausdrucksmäßig, sondern auch technisch — anscheinend — mühelos. Den zweiten Teil des Programms, den der Referent nicht mehr hören konnte, bildete die III. Symphonie von Schumann, die „Rheinische“.

Der alljährlich im Brahms-Saal stattfindende Wettbewerb um die Erlangung des von Ludwig Bösendorfer gestifteten Konzertflügels wurde diesmal nach Ausfall eines erkrankten Kandidaten von drei Pianisten bestritten. Ihr Spiel wurde von einer aus neun Professoren der Wiener Musikhochschule (Klavierfach) zusammengesetzten Jury nach technischen und stilistischen Belangen beurteilt. Alle drei Bewerber zeigten sich im technischen, aber auch auf dem musikalischen Sektor gut beschlagen, so daß die Entscheidung der Jury nicht leichtgefallen sein dürfte. Der Preis wurde dem Spanier Jesus , Gonzalez Alonso zuerkannt, der sich mit Beethovens „Pathe-tique“' und den Brahmsschen „Hän-delrVariationen“ den Bösendorfer erspielte. P.L.

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