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Spiel in der Freizeit

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Ursprünglich wollte die bestens vertretene - wie immer von Ideen strotzende - österreichische Spielbanken AG mit dem „Spiel“ in der Freizeit eine „Popularisierung ihres Produktes“ erreichen. Nun stellt sich die Frage, welchen „Gewinn“ hat die österreichische Ferienmesse (OFM) bei einem Einsatz von einer Million Schilling durch die Fremdenverkehrswerbung wirklich gebracht?

Nach der Vorjahrsstatistik wählten immerhin 50 Prozent der 150.000 Besucher ein oder mehrere österreichische Ferienziele. „Unter Berücksichtigung der mitreisenden Familienangehörigen brachte jeder OFM-Besucher in der österreichischen Uber-nachtungsstatistik 55 Nächtigungen ein und gab dabei pro Person und Tag im Durchschnitt am Urlaubsort 277 Schilling aus.“ Einen so hohen „Gewinn“ schafft eben nur die österreichische Fremdenverkehrswerbung -mit allen Beteiligten.

Tirol wollte vor allem die bürgerliche Mittelschicht älterer Klasse (ab 40), also das gehobene Bürgertum, ansprechen, wobei aber das „ältere“ Publikum wieder in Form der Mundpropaganda die Jugend, die Familie mitzieht. „Qualität statt Quantität“ sollte das Publikum besonders anlocken. „Der Gast soll (in Tirol) seine zweite Heimat finden und individuell vom Hotelier oder Gastwirt betreut werden.“ Für Tirol spricht die geringe Beschwerdeziffer. Von insgesamt fünf Millionen in- und ausländischen Gästen nur 1000 Beschwerden. Auch soll dem Gast die Angst vor dem Hochgebirge genommen werden; zum Beispiel durch „Seilbahnwandern“: mit der Seilbahn geht's auf den Berg und dann kann man auf den Wanderwegen in verschiedenen Höhen die Natur genießen.

Vorarlberg zielt vor allem auf den „maßgeschneiderten Urlaub“ hin: in Form eines fixen Preisangebotes mit individueller Beratung; für Interessenten gibt es unverbindliche Bestellblätter, auf denen die genauen Beschreibungen von Unterkunft und Ort (Sport, Freizeit, Unterhaltung, Ausflugsmöglichkeiten, Spezialpro-gramme, Erfüllung von Sonderwünschen ...) vermerkt sind. Dadurch werden auch „extreme“ Orte in das persönliche Urlaubshoroskop einbezogen. Deshalb wurde auch auf der Ferienmesse auf die qualitative Information Wert gelegt.

Kärnten pocht gleichfalls auf Qualitätsverbesserung und setzt im „Sonnenhochtal Weißensee“ - vorerst besonders durch das Kurzentrum Sporthotel Alpenhof - wie-

derum neue Akzente: eine Kette von Sport-, Aktiv-, Erholungs- und Freizeitprogrammen („ob's stürmt oder schneit“) wird dem Gast (der Familie!) vom Hotelier und Animateur (hier sollte man besser sagen Sportmanager, Lehrer und Anreger) individuell ans Herz gelegt (nicht aufgezwungen). Gezielte Nachfragen und konkrete Abschlüsse zeigen bereits den Erfolg.

Niederösterreich versucht vor allen unter den „preisbewußten“ Gästen mit dem Hinweis auf Ruhe, Erholung, „weg vom Massentourismus“ und mit familienfreundlichem Image neue Freunde zu gewinnen. Besonders hervorzuheben und beispielhaft sind drei (der sechs geplanten) Verkaufsregionen: Wachau-Ni-belungengau, Voralpenland und Niederösterreich-alpin, die in drei speziellen Prospekten zusammengefaßt sind und so dem Individualrei-senden prompteste Auskunft geben können.

Auch das Burgenland sucht mit einer Reihe von neuen Veranstaltungen, Ausstellungen und Freizeitmöglichkeiten intensiver in das Fremdenverkehrsgeschehen einzugreifen und wird in naher Zukunft ein ernstzunehmender „Gegner“ sein.

Salzburg könnte man schon fast als etabliert bezeichnen, Oberösterreich als saturiert.

Resümee: Wenn alle Verbände so aktiv wie die österreichische Fremdenverkehrswerbung und ihre Mitarbeiter wären, könnte Österreich strahlend der kommenden Sommer-und Wintersaison entgegenblicken.

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