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Wenig Festliches

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Nach der gelungenen Ausstellung der Zeichnungen von Franz Coufal stellt die „Galerie sur terrain“ am St.-Elisabeth-Platz einen jungen Goldschmied vor, den in Berlin ausgebildeten Florian Wagner — Jahrgang 1948 —, der bisher in Südafrika arbeitete. Seine Arbeiten sind eine ausgesprochen angenehme Überraschung, da sie, entgegen einer heute herrschenden Mode, nicht organische Formen und Zufälligkeiten betonen, sondern die Gestaltung und damit klare, schöne und funktionelle Formen. Seine Silber- und Emailwerkstücke bringen nicht nur die verwendeten Edelsteine und Halbedelsteine sinnvoll zur Geltung, sie zeigen auch ein durchaus plastisches Empfinden und ein besonders bemerkenswertes Einfühlen in die jeweilige Aufgabe, den Sinn und den Ausdruckswert des Schmuckstückes. Wagner ist ein ausgezeichneter Goldschmied, der sich über seine Arbeit Gedanken macht und sich Aufgaben stellt, die er originell zu lösen versteht, eine im heutigen Kunsthandwerk keineswegs häufige Begabung. Für einen nicht alltäglichen, feinen Geschmack sind hier noch Weihnachtsgeschenke zu finden. — Florian Wagners jüngerer Bruder Sebastian zeigt, im Rahmen derselben Ausstellung, einige gelungene große Photographien, die organische, anorganische und technische Strukturen zum Gegenstand haben, bei denen die Farbe aber als überflüssig erscheint.

Schon weniger festlich wirkt die Ausstellung des in Wien lebenden gebürtigen Isländers Gudlaugsson, der im verrauchten Cafe Museum, in dem sich an den Wänden eine „Außenstelle der Galerie Herzog“ etabliert hat, Druckgraphik, Zeichnungen und Temperablätter präsentiert. Gudlaugsson kann mit dieser Ausstellung nicht so überzeugen wie mit jener, die er vor einigen Jahren auf der Seilerstätte veranstaltet hat: sie wirkt formal zersplittert, schlecht ausgesucht und gehängt und ist von sehr unterschiedlicher Qualität. Am überzeugendsten wirken einige großflächige farbige Monotypien, die Farbholzschnitte und wenige der Zeichnungen, jene Arbeiten, in denen ein dekoratives Element stärker zum Tragen kommt als die recht ziellose Vermengung verschiedener Spielarten des Surrealen und der Pop-Art. Es scheint, als hätte Gudlaugsson augenblicklich die Kontrolle über seine nicht unbeträchtliche ästhetische Begabung und seine künstlerischen Vorstellungen verloren.

Von ästhetischer Begabung und künstlerischem Wollen ist in der Ausstellung im Studentenkeim Zentrum Mozartgasse leider auch sehr wenig zu spüren. Hier überzeugen die aus dem ungegenständlichen Expressionismus kommenden rein dekorativen freien Formen von Wilhelm Schwind noch am ehesten, vor allem seine Rotvariationen „Pferdedecke“' und „Synapse“, während bei dem eine Mischung von Expressionismus und Pop-Art vertretenden Peter Dvorak die Zeichnung dort, v/o er sich bemühen müßte, konkreter zu werden, leider gänzlich versagt und dadurch seiner Zeitkritik die Überzeugungskraft raubt. Lediglich in einem der Mischtechnikblätter, in „Esther 5“, das sich anscheinend etwas an Max Beckmann anlehnt, sind durch das Vorbild großzügigere und härtere Formulierungen zu spüren. Über den Rest der Ausstellung sei der Mantel eines barmherzigen Schweigens gebreitet.

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