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Zeitgenossen

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Zwei Wiener Verlage können mit einer wichtigen Buchreihe ein Jubiläum feiern: als Band XX ist soeben die Monographie über den Grazer Komponisten, Musikpädagogen und Landesmusikdirektor Erich Markhl aus der Feder des bekannten Musikschriftstellers und Liedbegleiters Prof. Erik Werba erschienen, zugleich mit einer Franz-Schmidt-Biographie des Musikologen und Musikkritikers Dr. Norbert Tschulik.

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Zwei Wiener Verlage können mit einer wichtigen Buchreihe ein Jubiläum feiern: als Band XX ist soeben die Monographie über den Grazer Komponisten, Musikpädagogen und Landesmusikdirektor Erich Markhl aus der Feder des bekannten Musikschriftstellers und Liedbegleiters Prof. Erik Werba erschienen, zugleich mit einer Franz-Schmidt-Biographie des Musikologen und Musikkritikers Dr. Norbert Tschulik.

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Lassen wir die Namen dieser Reihe Revue passieren, so wird man feststellen können, daß von den Prominenten, welcher Richtung auch immer, kaum einer fehlt — und wenn, dann finden wir ihn auf der Liste des Vorprospekts für die kommenden Jahre. Es sind also, in dieser Reihenfolge, seit 1963 Monographien erschienen über Joseph Marx, Egon Wellesz, Johann Nepo-muk David, Hans Erich Apostel, Hans Gal, Joseph Matthias Hauer, Joseph Lechthaler, Alfred Uhl, Otto Siegl, Erich Wolfgang Korngold, Gottfried von Einem, Ernst Krenek, Julius Bittner, Gustav Mahler, Alban Berg, Karl Schiske, Franz Schreker — und die beiden eingangs erwähnten. Studien über Webern und Schönberg sowie über einige weitere zeitgenössische Komponisten werden folgen.

Norbert Tschulik schrieb eine gut lesbare Schmidt-Biographie, in der das Kapitel „Konflikte während der Mahler-Ära“ von besonderem Interesse ist. Sehr aufschlußreich ist auch das Kapitel „Als Lehrer und privat“ sowie Tschuliks Darstellung der letzten und traurigsten Phase von Schmidts Leben und Schaffen, als er von allzu willfährigen — nämlich dem damaligen Regime allzu eifrig dienenden — Freunden zu der Kantate „Deutsche Auferstehung“ veranlaßt wurde, deren Text ihm ein ehemaliger Schüler nach Führerworten zubereitete. Mit viel Takt und Verständnis erklärt Dr. Tschulik, der den Musiker Franz Schmidt verehrt, der es aber auch an kritischer Distanz nicht fehlen läßt, diese Verir-rung durch das Nachlassen der physischen und künstlerischen Kraft.

Erik Werba entwirft — unseres Wissens als erster — ein umfassendes Bild der Persönlichkeit und des Schaffens von Erich Markhl auf Grund einer mehr als 30jährigen Bekanntschaft. Der 1902 in Cilli geborene Steirer ist eine unverwechselbare Erscheinung auf der österreichischen Musikszene. Das alle Gattungen umfassende Werkverzeichnis Markhls füllt fünf große Druckseiten, ohne die schriftstellerischen und pädagogischen Arbeiten. In allen seinen Äußerungen — als Künstler und als Pädagoge — erweist sich Markhl als Einzelgänger und Unzeitgemäßer, als ein der Tagesmode abgewandter Avantgardist „auf eigene Rechnung und Gefahr“. Auf der letzten Seite dieser einfühlsamen und gewandt geschriebenen Monographie findet sich ein trefflicher Vergleich: Was Richard Strauss im Gegensatz zu Pfitzner für Deutschland war, bildet das Antipodentum Joseph Marx — Erich Markhl, wo immer ihre Wirkungssphären sich berührten...

Auf zwei Produkte Markhls möchten wir besonders hinweisen, denen Prof. Werba breiten Raum gewährt: auf das 1966 bis 1967 entstandene Tanzspiel „Jagd“ und auf ein Dokument des Pädagogen Markhl, eine Proklamation, eine programmatische Erklärung in Gestalt eines Vortrages aus dem Jahr 1971 mit dem Titel „Gegenwart, Protest, Provokation und das Konservative“. Hier steht, auf knapp 20 Seiten, mehr Klärendes und Kritisches über die kunstschöpferische Situation von heute als in manchem dicken Buch. Die charaktervoll-ästhetische Architektenhandschrift Markhls bildet zu Wort und Ton, die aus der gleichen Feder kamen, eine überaus aufschlußreiche Ergänzung. Aber nicht nur Leser sollte dieses Buch finden, sondern auch „Täter“: Konzertveranstalter sind gemeint, die sich dazu anregen lassen mögen, das eine oder andere Werk Markhls anzuschauen — und aufzuführen...

FRANZ SCHMIDT. Von Norbert Tschulik. ERICH MARKHL. Von Erik Werba. (österreichische Komponisten des XX. Jahrhunderts.) Verlag Elisabeth Lafite, Wien, österreichischer Bundesverlag, Wien. Je 188 Seiten.

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