Die Wiener Schule

Als „Wiener Schule”, auch "zweite” oder „neue Wiener Schule” hezeichnet man zunachst den um Arnold Schonberg gescharten Kreis miteinander befreundeter Komponisten, die, aus einer gemeinsamen, auf der Tradition der ersten Wiener Schule, der Klassik, basierenden Kunst- anschauung und Kunstgesinnung, die Mu- sik unserer Zeit entscheidend bestimmt haben. Heute ist aus dem, was Schonberg, Berg und Webern geschaffen haben, eine weltweite Bewegung entstanden, von Island bis Siidafrika, von New York bis Tokio, so daB auch der Musikliebhaber im weitesten Sinn, der Laie und der an aU- gemeinen Fragen der zeitgendssischen Kunstgeschichte Interessierte sich gem informieren lassen wird, worin denn diese Neuerungen bestehen und von wem sie ausgegangen sind. Daher btingt die vor- liegende, von Rudolf Klein sorgfaltig redigierte und mit gehaltvollen Zwischen- texten versehene Publikation nach einer allgemein orientierenden Einleitung eine Reihe von Einzeldarstellungen der wich- tigsten Vertreter der Neuen Wiener Schule: Arnold Schonberg (von Josef Rufer), Alban Berg (Willi Reich), Anton von Webern (Gydrgy Ligeti), ferner uber Egon Wellesz, Ernst Krenek, die „zweite Generation” (unter anderem fiber die in Wien lebenden Komponisten Hans Erich Apostel, Hanns Jelinek und Karl Schiske), fiber die Musik der Gegenwart und fiber elektronische Musik. Wahrend die den ersten Teil bildenden Beitrage den Cha- rakter der authentischen Darstellung durch Schfiler und Mitkampfer der ..grofien Drei” tragen, finden sich in den nach- folgenden Artikeln eine Fiille schwer greifbaren Materials sowie aufschluflreiche asthetische Betrachtungen und Analysen. Ein ..Kleines Komponistenlexikon” gibt in gedrangter Kfirze die biographischen Daten der acht wkhtigsten Komponisten. Von besonderem Wert ist das auf den letzten Seiten zusammengestellte vollstandige Werkverzeichnis von Schonberg, Berg und Webern. — Was bei dieser Veroffent- lichung besonders hetvorzuheben und zu loben ist: daB keine Propagandaschrift entstanden ist, auch keine hinterwaldle- rische Polemik, sondetn eine Darstellung von groBtmoglicher Objektivitat, die auf wirklicher Sachkenntnis beruht. Hier spurt man die ruhige und kundige Hand des Herausgebers Rudolf Klein, der uns da- mit — gemeinsam mit seinen Mitarbei- tern — eine ebenso lesbare wie instruk- tive Geschichte der Musik in der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts geschenkt hat. Zahlreiche Photos und Handschriftenpro- ben erganzen aufs beste den Text.

INTERNATIONALES MUSIKFEST DER WIENER KONZERTHAUSGESFLI.SCHAFT UND 35. WELTMUS1KFEST DER IGNM. Herausgegeben von der Konzerthausgesell- schaft. Preis SO S.

Der vorliegende stattliche, mit zahl- reichen Zeichnungen Fritz Wotrubas geschmfickte Band (der Sammlerwert be- sitztl) enthalt etwa 150 Einzelanalysen aller jener Werke, die wahrend der Wiener Festwochen aufgefuhrt wurden. Bei neue- ren und weniger bekannten Komponisten finden wir auch die wichtigsten biographischen Daten sowie Hinweise auf ihr Ge- samtwerk. So hat dieser Musikfest- almanach weit fiber den aktuellen AnlaB hinaus Bedeutung und Wert. Wieviel Arbeit in den oft recht ausffihrlichen, immer aber sachlichen und grfindlichen Werk- besprechungen steckt, kann wohl nur der ermessen, der von der schwierigen Ma- terie und den schwer zuganglichen Quel- len eine Ahnung hat. Auch hier haben der FleiB und die Grundlichkeit von Rudolf Klein, der die Texte verfaBt hat, alle Hindernisse fiberwunden und nicht nur dem Konzertbesucher, sondern alien an der neuen Musik Interessierten einen Leit- faden in die Hand gegeben, zu dem man immer wieder gern greifen wird.