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Das Evangelium getreu befolgen
In der modernen Mediengesellschaft verstummt zunehmend die Botschaft des Evangeliums! Das ist zum einen ein Phänomen unserer Gesellschaft; zum anderen auch ein kommunikatives Vermittlungsproblem. Am Ende dieses Jahrhunderts sollte sich die Kirche dem eigentlichen Auftrag zuwenden, die Glaubensbotschaft hinauszutragen und Salz der Erde zu sein. Seelsorge und Verkündigung stehen im Zentrum des Geschehens. Alles andere hat sich diesen Hauptaufgaben unterzuordnen. Das aber bedeutet, daß organisatorische und administrative Fragen unter der Perspektive einer effektiven Infrastruktur zu diskutieren sind.
Mehr Selbstbewußtsein, mehr christliches Grundvertrauen und mehr Zivilcourage gehören her, damit auf dem modernen Jahrmarkt der Ideen die interessanteste Botschaft der Welt Gehör findet. Niemand sagt: „Christ, sprich! Kirche, ruf den Menschen Deine Botschaft zu." Das Wort müssen wir uns selbst nehmen. Und wir müssen es so tun, daß wir verstanden werden. Es müßte uns doch wohl gelingen, gehört zu werden. Schließlich haben wir die spannendste Botschaft der Welt. In aller Vorsicht sei gesagt: von so mancher Sekte können wir das eine oder andere lernen. Nehmen wir uns das Wort, sprechen wir von Gott und der Frohen Botschaft. Und noch etwas: Die Botschaft aber ist unverkürzt und gegebenenfalls mit ihrer gesamten Brisanz zu verkünden. Das hat nichts mit Schlagworten zu tun, wie „Frohbotschaft" versus „Drohbotschaft"! Was Christus uns aufgetragen hat, ist getreulich zu befolgen. Die Wahrheit wird jetzt erfahren, sie geschieht unmittelbar. Das heißt, Verkündigung und Pastoral müssen zeitgemäß und glaubhaft sein.
Eine Offenheit gegenüber allem Religiösen ist unübersehbar. Das beweisen die Umsätze der Esoterikin-dustrie genauso wie das Echo so mancher Sekte oder Kunstreligion. Die religiöse Sehnsucht der Menschen wird nicht durch die Diskussion organisatorischer und administrativer Fragen gestillt. Oder glaubt irgendjemand ernsthaft, daß ein neues Verfahren der Bischofsbestellung den Glauben der Österreicherinnen und Österreicher beflügeln könnte. .Oder ein anderes Beispiel: Kann man denn wirklich erwarten, daß der Glaube auflodert, sollten irgend wann Boulevardblätter in Balkenlettern die Priesterweihe - lassen wir die theologische Frage außer Ansatz - von Frauen melden. Zeitgemäß heißt aber%auch, sich der aktuellen Instrumentarien zu bedienen. Die Möglichkeiten und Chancen der elektronischen Medien werden nicht, vielleicht noch nicht, jedenfalls zu wenig genützt. Und oft genug erkennt man, -daß es an Professionalität fehlt. Keine Ebene ist hier auszunehmen. Was tut also not in Österreichs katholischer Kirche?
1. Eine Wiederbesinnung auf den Verkündigungsauftrag, um das Leben der Menschen und damit unsere Gesellschaft aus christlicher Überzeugung zu gestalten.
2. Die getreuliche Anwendung und Umsetzung der Lehren und Ergebnisse des II. Vaticanums.
3. Mehr Selbstvertrauen, mehr Gottvertrauen, mehr Professionalität, mehr Zeitgemäßheit in der Verkündigung. Ich halte es mit Erz-bischof Schönborn, wenn er sagt: „Das Entscheidende wird die Mund-zu-Mund- oder Leben-zu-Leben-Verkündigung des Evangeliums sein. Und da bedürfen wir gerade in unseren doch überorganisierten Strukturen einer großen Besinnung auf das, was es heißt, als Christen selber die Bekehrung leben."
4. Gestalten wir gemeinsam unsere Kirche so, daß sie für alle, die Gott suchen, attraktiv ist, und für alle Gläubigen zur Heimat wird.
Der Autor ist
Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Österreichs.
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