6763890-1968_26_08.jpg
Digital In Arbeit

„Halleluja Billy“ und „Ladenkirchen“

Werbung
Werbung
Werbung

Der Direktor dieser Abteilung, Professor Ernst Lange, steht erst wenige Monate auf seinem Posten. Er bringt die ganze reiche Erfahrung experimenteller Aktivität mit. Sein Spiel „Halleluja Billy“ hat seit der ersten Aufführung auf einem Deutschen Evangelischen Kirchentag geradezu Geschichte gemacht. Obwohl 50 Spieler erforderlich sind haben es mehr als 400 Gruppen aufgeführt. In modernen Songs kommer die Probleme der East Harlem Protestant Parish zur aktuellen Darstellung. Demnächst erscheint als neues Spiel „Onesimus“. — Professoi Lange hat in Berlin sogenannte „Ladenkirchen“ eingerichtet. Eine alte Bäckerei und eine ehemalige Wäscherei wurden dazu aufgekauft Die Bäckerei erinnert an das Brot des Lebens, die Wäscherei an die Reinigung von aller Sünde. Hier wai die Gemeinde am Prozeß der Interpretation des Evangeliums engagiert Studenten sind heute der Meinung daß die beständige Diskussion zui Verflüssigung einer erstarrten Gesellschaft nötig sei. Die Predigt wire von ihnen nicht ausgenommen. Erzwungene Predigtdiskussionen sine zwar nach Lange nicht legitim, ei gibt aber zu bedenken, daß hier ein« ungeheure Potenz der gescheitester Studenten mit fast durchwegs besseren Argumenten beteiligt ist Wenn die Kirche auf diese Stimrper nicht hört, verwirft sie einen Tei' ihres charismatischen Gutes.

Publizität

Im Referat für Kommunikatior empfängt mich Fräulein Athanasia- dis. Sie stellt für die Zeit der Vierten Vollversammlung besonder« Pressedienste in Aussicht. Den ökumenischen Rat der Kirchen lieg' sehr an Publizität. Ein brennende: Licht stellt man nicht unter der Scheffel. 750 Berichterstatter werdet in Uppsala erwartet. Aus Deutschland kommt eine Fernsehequipe vor 30 Mann. Das Interesse der Press« für Uppsala ist sehr unterschiedlich in der Schweiz überraschend stark in der deutschen Bundesrepublik unerwartet schlecht. Von Anfang zeichnete sich jedoch ein starkes Interesse der römisch-katholischen Presse ab. Darin kommt das veränderte Klima deutlich zum Ausdruck.

Der ökumenische Rat der Kirchen ist Besitzer eines Schlosses, das ihm zum Geschenk gemacht worden ist. Unter den früheren Besitzern figuriert die bekannte französische Schriftstellerin Madame de Stael. Es liegt derart abgelegen über dem Genfer See in der Gemeinde Cėligny, daß der Besucher auf einen Privatwagen angewiesen ist. Es beherbergt das ökumenische Institut unter der Leitung der Professoren Nikos A. Nissiotis und Hans-Ruedi Weber. Diese ökumenische Hochschule untersteht der Universität Genf, die deshalb auch um die Bibliothek besorgt ist. Der Vorlesungssaal ist mit einer kompletten Simultanübersetzungsanlage ausgerüstet. Drei vollamtliche Übersetzer sind angestellt. Das Institut wird aus aller Welt beschickt. Da außerordentlich hohe Anforderungen gestellt werden, kommt eine Teilnahme in der Regel erst nach Absolvierung des üblichen Studiengangs in Frage. Die Absolventen werden dann später in ihrer Kirche als Experten für Fragen der Ökumene eingesetzt. Von römisch-katholischer Seite zeigt sich großes Interesse. Rund ein Viertel der Teilnehmer eines Studienganges sind Katholiken. Je nach dem Generalthema des Kurses wird das Professorenteam zusammengestellt. In einem früheren Kurs war der bekannte katholische Theologe Prof. Hans Küng aus Tübingen mit verschiedenen Vorlesungen beauftragt. Eine kleine Turmkapelle mit kunstvoll gestalteten Fenstern von Fröre Marc aus der Evangelischen Bruderschaft von Taižė im Burgund dient den gottesdienstlichen Feiern und der persönlichen Meditation. Ohne die auf das göttliche Wort ausgerichtete Besinnung wäre alle ökumenische Aktivität ein Fehlschlag.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung