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Kärntens Wirtsdiaftsprobleme

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Kärnten hat mit seinen Naturschätzen zu allen Zeiten ein Aktivum im mitteleuropäischen Wirtschaftsraum dargestellt, rn keltischer und römischer Zeit war das hier gewonnene norische Eisen ein Begriff für die damalige Welt; das Gold und Silber der Kärntner Tauern bildete lange eine wichtige Stütze des römischen Geldsystems. Eisen und Blei blieben bis ins 19. Jahrhundert nicht nur die Grundpfeiler der Kärntner Wirtschaft, sondern in Kärnten entstand auch das erste Blechwalzwerk Mitteleuropas und das erste Drahtwalzwerk der österreichischen Monarchie. Heute bilden neben dem traditions-reichen Blei- und Zinkbergbau vor allem Holz, Magnesit, andere Steine und Erden und die Ener-giegewinnunig Faktoren, die weit über Kärnten hinaus wirksam werden.

Mehr als 60 Prozent der in Kärnten erzeugten elektrischen Energie wird außer Landes gebracht. Kärntens Anteil am österreichischen Export betrug 1961 bei Holz 26,5 Prozent, bei Holzschliff 45,6 Prozent, bei Pappen 25 Prozent, bei Dämm- und Hartplatten 55 Prozent, bei Dach- und Isolierpappen mehr als 90 Prozent. Kärnten liefert etwa 45 Prozent des österreichischen Exports an Magnesitprodukten. Der Exportanteil der hier erzeugten seltenen Erden beträgt, um noch einige Beispiele anzuführen, 87 Prozent, bei Drahtstiften und Nägeln sind es etwa 60 ! Prozent, bei Ferroverbindungen 60 Prozent. So erklärt es sich, daß der Exportanteil je Beschäftigten in der gewerblichen Wirtschaft Kärntens etwa doppelt so hoch ist als im österreichischen Durchschnitt. Als Exportleistung Kärntens kann man schließlich auch seinen Fremdenverkehr bezeichnen, der im letzten Jahr mehr als eine Milliarde an Devisen brachte, i“

WlaRMfifTzti Jaj,Ä-s^|“die: Bedeutung ^^gewerfclicheri %lpMt innerhalb Kärntens. Noch 1934 waren ihr nur knapp 37 Prozent der Bevölkerung zuzurechnen, der Landwirtschaft mehr als 39 Prozent. Heute gehört zu den Sektoren Gewerbe, Industrie, Handel, Verkehr, Fremdenverkehr etwa 55 Prozent der Gesamtbevölkerung, dagegen nur noch knapp 18 Prozent zur Land- und Forstwirtschaft.

Innerhalb der Industrie liefert das Holz, von der Sägeindustrie und der holzverarbeitenden Industrie angefangen bis zur Pappen-, Papier-und Zellstoffindustrie, etwa 45 Prozent des Gesamtproduktionswertes Kärntens. Stellt man daneben die außerordentlich starke Exportbedingtheit dieses Sektors, so , liegt es. auf der Hand, daß als Standort für eine österreichische Holzfachmesse nur Kärntens Landeshauptstadt gewählt werden konnte.

Die Tatsache, daß die mechanische und chemische Aufbereitung des Rohstoffes Holz . für Kärnten eine so wichtige Rolle spielt, wirft allerdings gerade jetzt auch manch schwieriges Problem im Zusammenhang mit den Integrationsbestrebungen auf. Es Hegt nahe, daß man in Kärnten einer Liberalisierung der Ausfuhr von Rohholz nur schrittweise nähertreten will und verlangt, daß diese nur in dem gleichen Maße geschieht, wie in den anderen Ländern die Exportzölle für Produkte der Holzverarbeitung abgebaut werden. Man ist in Kärnten sicherlich kein „schlechterer Europäer“, wenn man sich auch in diesem Punkt auf den Grundgedanken des gesamteuropäischen Integrationskonzepts beruft, das aus regionaler Arbeitsteilung und marktwirtschaftlichem Leistungswettbewerb ohne künstliche Diskriminierung besteht.

Leistet Kärnten durch die Nutzung seiner Naturschätze der Gesamtwirtschaft Österreichs sowohl im Rahmen der Inlandsversorgung wie des Exports wichtige Dienste, so Liegen anderseits — im gesamten gesehen — die Erträge seiner Wirtschaft, eben, weil sie in hohem Maße Rohstofhvirtschaft ist, unter- dem österreichischen Durchschnitt. Zwar haben sich in Kärnten Verarbeitungsbetriebe mancher Art, wie insbesondere, auf dem Gebiete der Chemie und des Maschinenbaues,, gerade auch in den letzten |ahren stark ausgebaut, noch immer aber ist der Anteil der Finalfertigung an der Gesamtkapazität der gewerblichen Wirtschaft dies Landes relativ gering. • - • - - -

Dies wirkt sich auch in starken, saisonalen Schwankungen der Beschäftigung aus. Noch immer beträgt die Differenz zwischen dem höchsten und niedrigsten Beschäftigtenstand in Kärnten im Jahresverlauf fast 20 Prozent. Es gelang zwar in den letzten Jahren, das Ausmaß der Beschäftigungsschwankungen zu verringern; so betrug dieses im Durchschnitt der Jahre 1956 bis 1960 noch 23 Prozent, im Jahre 1955 achtundzwanzig Prozent und im Jahre 1954 sogar 32 Prozent. Noch immer aber liegt die saisonbedingte Unterbeschäftigung weit über dem österreichischen Durchschnitt.

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