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Digital In Arbeit

Staatliche Hilfe für den Start ins Berufsleben

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Der Berufseinstieg fällt jungen Hochschulabsolventen immer häufiger schwer. Das Arbeitsmarktservice hilft durch ein spezielles Arbeitstraining.

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Der Berufseinstieg fällt jungen Hochschulabsolventen immer häufiger schwer. Das Arbeitsmarktservice hilft durch ein spezielles Arbeitstraining.

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Gaudeamus igitur - strahlende junge Leute feiern, den Arm voller Blumen und einer Rolle mit dem Beweis der frisch erworbenen akademischen Würden.

Doch nicht alle Spondenten und Promoventen haben wirklich Grund zur Freude angesichts der nächsten Zukunft: die verzweifelte Suche nach einem einigermaßen adäquaten Arbeitsplatz ist oft vergeblich.

Sind aus eigenen Kräften partout keine passablen Jobs aufzutreiben, so ist das aber noch kein Grund zum vielzitierten Taxifahren oder Pakete schupfen bei der Post.

Das Arbeitsmarktservice hat für arbeitslose Magistrae, Magistri, Ingenieure und Doktoren eine ganz besondere Einrichtung ins Leben gerufen: das „Akademikertrainig” oder „Arbeitstraining”. Es handelt sich dabei um eine Initiative, die den Berufseinstieg erleichtern soll. Absolventen verschiedenster Studienrichtungen werden Firmen oder Institutionen für drei bis vier Monate kostenlos als

Praktikanten zur Verfügung gestellt und erhalten dadurch die Chance, sich bei einem Arbeitgeber zu bewähren und praktische Erfahrungen in einem Beruf zu sammeln, der ihren Qualifikationen entspricht.

Ziel des Akademikertrainings ist natürlich ein Dienstverhältnis nach Ablauf dieser Probezeit. Sollte dieses aber - aus welchen Gründen auch immer - nicht Zustandekommen, so haben die Jungakademiker zumindest einiges an Praxis gewonnen, was bei zukünftigen Bewerbungen von entscheidendem Vorteil sein kann.

Auch die Firmen profitieren. Sie können ihre zukünftigen Mitarbeiter einmal „anschauen”, kennenlernen und auf einen speziellen Arbeitsplatz einschulen, ohne ein finanzielles Risiko zu tragen. In manchen Rundesländern kann das Praktikum in Ausnahmefällen auch verlängert werden, wenn danach eine Anstellung gewährt wird.

Damit das Akademikertrainig Arbeits- und Ausbildungswillige nicht in den Ruin treibt, erhalten sie eine Reihilfe zur Deckung des Iebensun-terhaltes in der Höhe von durchschnittlich 7.000 Schilling netto. Der Retrag differiert von Rundesland zu Rundesland, ist im Zuge des Sparpaketes etwas gekürzt worden und soll nicht als Gehalt verstanden werden, sondern das Überleben” gewährleisten in der Hoffnung auf eine lukrativere Zukunft. Weiters genießen die Praktikanten vollen Versicherungsschutz und erhalten Reise- und Weiterbildungskosten rück erstattet. Wem das alles nicht reicht, dem sind auch Nebeneinkünfte bis zur Geringfügigkeitsgrenze (derzeit bundesweit 3.740 Schilling) gestattet. Dies betrifft allerdings nur Workoholics, denn das Akademikertrainig sieht Vollzeitbeschäftigung vor, die Jungakademiker sollen schließlich in wenigen Monaten so viel wie möglich lernen und erfahren.

Praktikum hat Sinn

Die Praktikumsplätze suchen in der Regel die Jungakademiker selbst, manche Landesgeschäftsstellen des Arbeitsmarktservice bieten aber auch einzelne Stellen an. Das Akademikertraining kann prinzipiell in jeder Firma oder Einrichtung absolviert werden, die sich dafür bereit erklärt, jemanden als Praktikant aufzunehmen und später anzustellen, wenn die Möglichkeit dazu besteht. Nur staatliche Einrichtungen sind ausgenommen, das Praktikum hat den Sinn, junge Leute in der Privatwirtschaft unterzubringen und nicht, Akademiker zuerst auf Staatskosten auszubilden und dann trotz Reamtensperre auf Staatskosten anzustellen, heißt es.

Zum förderbaren Personenkreis zählt jeder, der ein österreichisches Hochschulstudium erfolgreich absolviert hat und arbeitslos gemeldet ist. Zusatzbestimmungen sind nicht in allen Rundesländern gleich: In der Steiermark hat man leider schlechte Erfahrungen gemacht und das Akademikertraining abgeschafft, in Tirol wurde es umbenannt in „Arbeitstraining”, in Oberösterreich muß man schon drei Monate lang arbeitslos gemeldet sein, um es absolvieren zu dürfen, in Kärnten ist die Förderung personenbezogen, und es werden Leute mit schlechten Chancen am Arbeitsmarkt bevorzugt.

In Vorarlberg gibt es für die Unterbringung von Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit, den Retrieb zu fördern, der sie anstellt, und Salzburg ist das einzige Rundesland, das ein Informationsblatt herausgibt.

Auch ein reichhaltiges Weiterbildungsangebot ist vorhanden: Veranstaltungen von Kursinstituten und Rerufsförderungsinstituten können besucht werden, bezahlt wird das aus dem Topf für Arbeitsamtangestellte.

Insgesamt stellt das Akademikertraining eine nicht unwesentliche Chance für junge Leute dar, die noch nie gearbeitet haben. Allein in Wien gab es letztes Jahr 422 Rewerber, und es konnte für alle ein Praktikumsplatz gefunden werden.

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