6691971-1962_41_32.jpg
Digital In Arbeit

Das Bildungsheim Puchberg

Werbung
Werbung
Werbung

Sie alle wissen, daß der Jugend und den Erwachsenen in den Dörfern keine ausreichenden Bildungsmöglichkeiten, vor allem für systematische Weiterbildung, zur Verfügung stehen. Das ist ein gewaltiger Nachteil für das Dorf, das ja gerade jetzt in einem schwierigen Umwandlungsprozeß steht, der viel Wissen, viel geistige Wendigkeit, besonders von den führenden Menschen, verlangt. Diesem Bedürfnis nach systematischer Weiterbildung soll durch die Bildungsheime Rechnung getragen werden.

Das Bildungsheim Puchberg ist im Jahre 1953 eröffnet worden. Es verfügt über etwa 70 Betten, die entsprechenden Vortragsräume, Speisesäle und Wirtschaftsräume und eine Kapelle. In den vergangenen neun Jahren sind an die 25.000 Menschen in Kursen und Tagungen durch unser Haus gegangen. Das ureigenste Anliegen des Hauses ist die Erwachsenenbildung. Diesem Anliegen dienen ohne Zweifel die sogenannten Bildungskurse am meisten. Das sind Kurse, von einer Dauer von vier Wochen, in denen Burschen oder Mädchen zu einer geistigen Wachheit gerufen werden sollen, in denen jenes Wissen vermittelt werden soll, das ihnen hilft, sich selbst weiterzubilden, einmal als Frauen oder Männer im privaten Leben, in der Familie, in der Öffentlichkeit, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Genossenschaft, jene Aufgaben zu erfüllen, die an sie herangetragen werden. Diese Kurse werden internatsmäßig geführt, was den großen Vorteil bringt, daß hier ein echtes Schüler-Lehrer-Verhältnis, ja, beinahe ein Jünger-Meister-Verhältnis entsteht, daß während der Pausen, am Abend, Kontakte zwischen den einzelnen Teilnehmern, > zwischen den Teilnehmern und den Lehrern entstehen. Diese internatsmäßige Erwachsenenbildung hat ohne Zweifel vieles voraus vor jener Erwachsenenbildung, die nur in Abendkursen geschehen kann. 951 Burschen und Mädchen sind in 24 vierwöchigen Kursen durch das Haus Puchberg gegangen.

Neben diesen Bildungskursen wurden Priester, Lehrer, Wirtschaftsberater, Lehrerinnen und Lehrer landwirtschaftlicher Fachschulen^ 20* Tagungen und Gesprächen eingeladen. Das sind jene Menschen, die als Volksbildner ihr Wissen weitertragen an Burschen und Mädchen, an Männer und Frauen. Außerdem gibt es im Haus Kurse und Tagungen des Oberösterreichischen Volksbildungswerkes, der Gliederungen der Katholischen Aktion, verschiedener Verbände und Gruppen.

Es ist sehr erfreulich, daß das Haus zu klein geworden ist, zu klein in dem Sinn, daß Kurse, die notwendig gewesen wären, abgewiesen werden mußten. Außerdem wollten wir noch viel mehr unsere Tätigkeit ausdehnen auf Erwachsene, auf Männer und Frauen, mit denen wir über Fragen der Familie, der Religion, der Politik, der Genossenschaft, des Bauerntums, der Gewerkschaft, der Wirtschaft, des gesellschaftlichen Zusammenlebens sprechen wollen. Im Jahre 1960 ist deshalb ein Neubau geplant worden, der am 28. Juni 1962 eröffnet werden konnte. Der Neubau bringt eine Kirche, eine Kapelle, einen neuen Vortragsraum, 52 Zimmer mit einem Bett und acht Zimmer mit zwei Betten. Ein notwendig gewordener Umbau im alten Haus schuf einen neuen, großen Vortragsraum, einen neuen, größeren Speisesaal. Das Haus ist so geplant worden, daß mehrere Kurse, auch sogenannte laute und leise Kurse, zu gleicher Zeit nebeneinander gehalten werden können, ohne daß sie sich gegenseitig stören, aber auch so, daß das ganze Haus für eine Großveranstaltung verwendet werden kann. Für die stillen Kurse steht ein eigener, etwas abgelegener Vortragsraum, ein eigener Speisesaal und abgeschlossener Garten zur Verfügung.

Die Bildungsfreudigkeit, besonders der bäuerlichen Jugend, war bisher so groß, daß die Kurse ohne besondere Werbung fast durchaus voll besetzt waren. Wir hoffen, daß diese Bildungsfreudigkeit weitergeht, denn je mehr Demokratie, um so mehr ist Erwachsenenbildung notwendig, je mehr die Massenbeeinflussungsmittel auf Jugend und Erwachsene losgelassen werden, die Eigentätigkeit stören, Massenmenschen erzeugen, um so mehr ist die Heranbildung einzelner führender Persönlichkeiten notwendig.

Das alte Schloß, die neue Kirche, die kleinen Zimmer, die Vortragsräume stehen weit offen und laden Frauen und Männer, Mädchen und Burschen zu Referat, Lied, Gespräch, Tanz und Besinnung herzlich ein.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung