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Revolution der Bildungswelt
Daß die siebziger und achtziger Jahre eine Lerngesellschaft hervorbringen werden, wenn sie den Anforderungen von Wirtschaft und Industrie genügen sollen, ist bereits vielfach anerkannt worden. In der Studie des Bundesministeriums für Unterricht „Erziehungsplanung und Wirtschaftswachstum in Österreich 1965 bis 1975“ wird besonders auf den Mangel an Lehrpersonen, Ingenieuren und anderen Akademikern in dieser Periode hingewiesen. Eine Hochschule für Bildungswissenschaften in Klagenfurt soll Grundlagen zur theoretischen Lösung dieser Probleme bieten. Daß aber auch das beste Schul- und Hochschulsystem in unserer Zeit nicht mehr genügen wird, ist ebenfalls im europäischen Raum bereits anerkannt. So haben sich UNESCO und Europarat immer mehr mit den Problemen der dauernden Weiterbildung („Education permanente“) befaßt, die ein einheitliches Bildungssystem vom Kindergarten über das Schulsystem bis zur Erwachsenenbildung vorsieht.
Über die Probleme der gegenwärtigen Erwachsenenbildung, insbesondere der Volkshochschule, konnte bereits in der „Furche“ (1968/23) Prinzipielles gesagt werden. In den nächsten Jahrzehnten wird aber die Tätigkeit der österreichischen Erwachsenenbildung einen großen Aufschwung nehmen müssen, wenn sie ihren Aufgaben gerecht werden soll.
Fernsehschule und Bildungsurlaub
Über die Funktion von Fernsehen und Hörfunk als Bildungsmittel für die breiten Massen wurde ebenfalls berichtet (Furche 1967/21 und 1968/13) Der Intendant des österreichischen Rundfunks, Gerd Bacher, hat bereits eine Planungsgruppe von Hochschulprofessoren und in- und ausländischen Fachleuten mit der Erarbeitung systematischer Bildungsprogramme beauftragt. Die ersten Kurs-
reihen laufen schon im 2. Programm des Fernseihens, und eben ist ein Jahresprogramm 1969 für diese Kurse in Ausarbeitung. Hier werden die Probleme einer neuen „Femseh- didaktik“ und der Kooperation zwischen traditionellen Erwachsenenbildungsinstitutionen und den neuen Massenmedien von großer Bedeutung werden.
Daneben werden aber zweifellos für eine intensivere Erwachsenenbildung Abendvolkshochschule und Bildungswerk nicht ausreichen. Seit der Gründung durch den dänischen Bischof Grundtvig im Jahre 1843 hat sich die Heimvolkshochschule mit Internatsbetrieb durch mehrere Wochen oder Monate eindeutig als die intensivste Lehrform für Erwachsene erwiesen.
In Ländern, wo die Tradition der Heimvolkshochschule nicht wie in Skandinavien tief im Bewußtsein der Bevölkerung verankert ist, wird jedoch die berufliche Freistellung besonders jüngerer Menschen für solche wertvolle Bildungsarbeit auf große Schwierigkeiten stoßen.
Menschen, die nur drei Wochen im Jahr Urlaub haben, werden sich kaum entschließen, diese Zeit nicht ausschließlich der Erholung im Kreis ihrer Familien zu widmen. Dies hat zur Foge, daß die auch in Österreich bestehenden Volksbildungsheime nur gewisse Gruppen ansprechen können (etwa Jungbauern und -bäuerinnen in der Winterszeit oder gewisse Gruppen von Funktionären, welche sich von der Arbeit freistellen lassen können).
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