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Die Sanierung des Blutgassenviertels
Planung und Bauleitung: Architekten Professor F. Euler und Prof. H. Thurner.
Die Sanierung des Blutgassenviertels ist der erste Versuch, wertvollen Hausbestand der Altstadt nicht nur durch Instandsetzung und Pflege dem Stadtbild zu erhalten, sondern durch Umbau im heutigen Sinn verwendbar zu machen.
Im Jahr 1956 schrieb die Stadt Wien einen Wettbewerb aus. Innerhalb des Stadtteiles, der vom Stephansplatz, der Riemergasse, der Singer- und Schulerstraße eingeschlossen wird, sollte unter Wahrung erhaltenswerten Bestandes ein Wohnzentrum mit den verschiedensten öffentlichen Einrichtungen geplant werden. Dieser sehr problematische Wettbewerb blieb, wie zu erwarten war, ohne sichtbare Folgen, lieferte aber letzten Endes doch Ergebnisse für weitere Überlegungen.
Da sich die Häuser Blutgasse 3 —• das Pawlatschenhaus — und die Objekte um den sogenannten Fähnrichhof (Blutgasse 5, 7, 9 und Singerstraße 11 und 11 a bis c) im Eigentum der Stadt Wien befanden beziehungsweise erworben, vor allem aber ausgesiedelt werden konnten, war die Voraussetzung gegeben, das ursprüngliche Sanierungsprogramm wenigstens auf diese Häuser zu beschränken und, mit Planungsbeginn im Jahr 1960, einer Realisierung zuzuführen.
Die Häuser, die zwischen dem 12. und dem 19. Jahrhundert entstanden sind und in verschiedenen Epochen umgebaut, aufgestockt und teilweise mit neuen Fassaden versehen wurden, strahlen in ihrer Gesamtheit eine zauberhafte Wohnatmosphäre aus, da ihnen jenes leere Architekturpathos fehlt, das unsere neuen Wohnviertel oft so unerträglich macht. Um diese Atmosphäre zu erhalten, war es das Ziel der Planung, den Bestand in Struktur und Erscheinung weitestgehend zu belassen. Geringfügige Abzonungen und eine dringend notwendige Bereinigung unorganischer Dachformen sind die einzigen sichtbaren Veränderungen geblieben. Die Fenster wurden in der alten Form beibehalten, die Türdrücker aus einem alten Modell, das an Ort und Stelle gefunden wurde, neu entwickelt und in Messing gegossen. Fehlende und schadhafte Konstruktionsteile sind grundsätzlich durch heute übliche Erzeugnisse ersetzt und die Wohnungen und Lokale mit allen zeitgemäßen Bequemlichkeiten ausgestattet worden.
Die acht Objekte enthalten insgesamt elf Geschäftslokale und 29 Wohnungen aller Größen, von der 50-m2-Wohnung bis zum kleinen Stadtpalais, in welches das Haus Blutgasse 7 verwandelt wurde. In den Lokalen sind Galerien, kunstgewerbliche Werkstätten usw. untergebracht, zwei Stockwerke eines Hauses wurden nachträglich für Ordinationsräume eines Ärzteteams umgebaut.
Da die Blutgasse, der Durchgang durch die beiden Höfe des Pawlatschenhauses, Sackgasse und Nikolaigasse zum Fußgängerbezirk erklärt wurden, erhält das Viertel eine besondere Note.
Ein derartiges Bauvorhaben, dessen Gelingen fast ausschließlich von der sehr kostspieligen Arbeit hochqualifizierter Handwerker abhängt, kann natürlich nicht nach den heutigen Gepflogenheiten im sozialen Wohnbau entstehen. Die zuständigen Magistratsabteilungen der Stadt Wien haben in jahrelanger Zusammenarbeit den Weg zur Verwirklichung des Projektes geebnet, das nun von der Reali- tätenverwertungs-Ges. m. b. H. „EKAZENT“ durchgeführt wurde.
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