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Erweiterungsbau des Deutschen Ordens in Friesach

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Von den zahlreichen Spitälern, Hospizen und Altersheimen, die der Deutsche Orden in der achthundertjährigen Geschichte seines Bestehens gegründet und betrieben hat, ist nach den beiden letzten Weltkriegen nur ein einziges Krankenhaus, und zwar in Friesach, Kärnten, verblieben. Die Gründung der Kommende Friesach reicht auf das Jahr 1213 zurück, das Krankenhaus im jetzigen Umfang wurde jedoch erst 1880 eröffnet. 1957 wurde über Anregung der Land-und Forstwirtschaftlichen Sozialversicherungsanstalt im Rahmen des Krankenhauses eine Unfallstation eingerichtet, im Frühjahr 1958 wurde jedoch bereits mit der Planung eines Erweiterungsbaues begonnen, da mit den vorhandenen Räumlichkeiten kein Auslangen gefunden werden konnte.

Auf Wunsch des Bauherrn, des Deutschen Ordens, wurde bei der Planung des neuen Krankenhaustraktes trotz beschränkter finanzieller Mittel den neuesten Erkenntnissen im Krankenhausbau Rechnung getragen. Durch den Neubau und späteren Umbau des Alttraktes und der Wirtschaftsgebäude durfte der Krankenhausbetrieb nicht gestört werden, es mußte aber auch der funktionsmäßige Anschluß an den Altbestand gefunden werden. Als Knotenpunkt der Neu-planung wurde daher die vorhandene Stiege und der Krankenhausaufzug im Altbestand angenommen.

Der Neutrakt erstreckt sich nach Südosten, einerseits in Richtung des dichtbewaldeten Deutschhaus-Berges, ist aber anderseits nur etwa 100 Meter von der Bundesstraße 1 entfernt. Ein zehn Meter langer Gang verbindet Alt- und Neutrakt, er überbrückt stufenlos einen beträchtlichen Niveauunterschied und schafft gleichzeitig den nötigen optischen Abstand zw'sehen beiden Trakten.

Im Erdgeschoß des Neubaues wurden hauptsächlich Behandlungsräume untergebracht, alle elfenbein verfliest, um die durch die bestehende und zu erwartende Vegetation verursachte Verfinsterung der Räume weitgehend auszugleichen. Das neue Stiegenhaus am Ende des Neutraktes hat einen Ausgang zum großen Patientengarten. Im Erdgeschoß des Altbaus sind jetzt die Verwaltung und ein Teil der Wirtschattsräume untergebracht. Die zwei Stockwerke in beiden Trakten sind Patientenstockwerke mit Krankenzimmern, deren Fenster den Patienten die landschaftliche Schönheit der Umgebung erschließen. Die Krankenzimmer wurden modernst ausgestattet, bei den Waschgelegenheiten bis zu zwei Meter in Pastellfarben verfliest, harmonisch auf den Fußbodenbelag — Terravynilbelag — abgestimmt. Die Tagräume liegen südseitig, mit Blick zum Deutschhaus-Berg. Das erste Geschoß bleibt fast zur Gänze der Unfallstation vorbehalten. Der aseptische, bis zur Decke pastellgrün verflieste Operationssaal im zweiten Stock des Neubaues entspricht allen medizinischen Erfordernissen. An ihn schließen sich Kreißsaal und Säuglingszimmer.

Da das Grundwasserniveau bei 50 Zentimeter liegt, war eine Unterkellerung des Neubaues unmöglich. Es wurde ein Installationsgang in Form einer durchlaufenden Stahlbetonwanne geschaffen. Die Streifenfundamente wurden breiter und armiert ausgeführt. Der starke Druck des Grundwassers verlangte eine äußerst gute Isolierung.

Das Haus wurde als Stahlskelettbau ausgeführt, mit einer 3 8 Zentimeter starken Ausmauerung. Das mit braunrotem Eternit gedeckte Dach wurde so flach wie möglich gehalten. Der Außenputz ist hell, um sowohl störende Kontraste zum Altbestand zu vermeiden als auch das Gebäude optisch leichter erscheinen zu lassen. Irl Zuge des Neubaues wurde die ganze Kanalisation modernisiert.

Durch Umbau der vorhandenen Kellerräume und der ehemaligen Stallungen wurde Platz für eine vollautomatische Heizanlage und für eine moderne Müllverbrennungsanlage geschaffen. Es entstand ein Waschküchentrakt und Wäsche-Heißlufttrockenraum, Bügelzimmer und Nähzimmer, alles mit neuesten Maschinen ausgestattet. Die Küche mit den anschließenden Arbeits- und Lagerräumen wurde den hygienischen Erfordernissen angepaßt.

Das Krankenhaus ist für ein Volumen von 170 Betten gebaut worden, kann jedoch im Notfall 200 Patienten aufnehmen. Es ist seit einem Jahr voll in Betrieb.

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