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Urlaub im fahrenden Luxushotel

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Schiffsreisen gehören zu den teuersten, aber auch angenehmsten Reisen, wenn man in kurzer Zeit viel sehen will.

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Schiffsreisen gehören zu den teuersten, aber auch angenehmsten Reisen, wenn man in kurzer Zeit viel sehen will.

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Der wohl berühmteste Ozeanriese dieses Jahrhunderts war die Titanic. Das größte Schiff seiner Zeit lief 1911 vom Stapel und sank gleich ein Jahr später nach einem Zusammenstoß mit einem Eisberg auf den 3.600 Meter tiefen Meeresgrund. Von den 1.308 Passagieren und den 898 Besatzungsmitgliedern konnten nur 703 gerettet werden.

Heute sind Schiffskatastrophen sehr selten geworden. Einziger Feind der Bordgäste ist eine rauhe See, die schon so manchem Kreuzfahrer die Freude an einer Seereise verdorben hat. Hochmoderne Stabilisatoren in allen Kreuzfahrtschiffen dämpfen die Rollbewegungen aber weitgehend.

Eine Seereise hat vor allem den Vorteil, daß man in relativ kurzer Zeit ohne Strapazen viele verschiedene Länder sehen kann, ohne dabei den Koffer ein- und auspacken zu müssen. Auf See bieten alle großen Ozeandampfer eine Reihe an Freizeiteinrichtungen: Swimmingpools, Fitnessräume, Sauna, Solarium, Dampfbad, Massage, Bordspiele, Bibliotheken, Schiffskino, Bars, Shops, Frisiersalon, Tontaubenschießen,... oder man macht einen Spaziergang an Deck, legt sich gemütlich in einen Liegestuhl und genießt bei Seeluft und Sonne die erholsame Buhe. Ein Kreuzfahrtschiff ist mehr als ein schwimmendes Hotel, es ist eine kleine in sich geschlossene Welt. Das hat allerdings auch seinen Preis. Alleine auf einem der günstigeren, bei den Österreichern sehr beliebten Schiff, der ukrainischen „Kazakhstan II”, kostet eine dreizehntägige Westeuropa-Kreuzfahrt in der billigsten Kategorie (Vierbett

Dusche/WC) rund 12.000 Schilling pro Person. Für eine 121 Tage Karibik-Amazonas-Südamerika-Seereise auf der „Kazakhstan” in einer Luxus-Suite darf man rund 410.000 Schilling pro Person auf den Tisch blättern.

Sehr beliebt sind die Nordlandkreuzfahrten, die durch die Gewässer rund um Island, Norwegen und Schweden führen und sehr schnell ausgebucht sind. Auf Platz zwei rangiert die Mittelmeerseereise in der Gunst der Kreuzfahrer. Hier findet sich vor allem jüngeres Publikum, das nicht zuletzt wegen der günstigeren Preise die Fahrten durch das Mittelmeer bucht.

„Günstigere” Fahrten

Allgemein läßt sich sagen, daß eine Mittelmeerkreuzfahrt in der Mittelklasse zwischen 20.000 und 50.000 Schilling pro Person ausmacht. Die Kosten variieren auch durch die noch an Bord buchbaren Landausflüge mit Bussen, die sich zwischen 300 Schilling für einen halbtägigen Ausflug, 800 bis 1.000 für eine ganztägige Bustour und 3.000 und mehr für mehrtägige Ausflüge bewegen. Die „Kazakhstan II” bietet für Familien auf Mittelmeerkreuzfahrten ein besonderes Zuckerl: Jugendliche unter 18 Jahren fahren kostenlos. Spezielle Angebote und Konditionen bieten die meisten Schiffe für Gruppen und Frühbu-cher.

Neben den klassischen Seereisen bietet die 150 Jahre alte, britische Cunard-Ree-derei eine einzigartige Besonderheit. Das Flaggschiff der

Cunard-Line „Queen Elisabeth 2” - kurz „QE2” genannt - verkehrt als letztes Schiff auf der Transatlantik-Boute zwischen Southampton und New York. Damit hält Cunard an einer Tradition fest, die in den zwanziger Jah-ren ihren Ausgang nahm, als die Einwanderung in die USA den Schiffsverkehr zwischen der „Alten” und der „Neuen Welt” zu einem besonders lukrativen Geschäft werden ließ. Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit der „QE2” nach Amerika zu reisen. Die erste Entscheidung sollte sein ob man in der Luxus- oder in der günstigeren Transatlan-tik-KIasse reisen will. Eine Entscheidung, die in den neunziger Jahren an sich nicht notwendig sein sollte. Scheinbar gehört die Unterteilung in zwei Passagier-Klassen zur Transatlantik-Tradition. Abgesehen davon können sich die Passagiere zwischen einer einfachen Fahrt mit Hin- beziehungsweise Rückflug mit einer Linienmaschine oder der über-schallschnellen Concorde oder einer Hin- und Rückfahrt entschließen. Die Kosten für eine einfache Fahrt pro Person beginnen bei rund 20.000 Schilling in der Transatlantik-Klasse und bei etwa 40.000 Schilling in der ersten Klasse. Vorausgesetzt man bucht die von der Reederei vorgegebene Termine, bekommt man eine Hin- und Rückfahrt zum Preis einer einfachen Passage. Für Jugendliche bis 26 Jahre, die ihre Buchungsbestätigung erst 30 Tage vor der Abreise erhalten und je nach Verfügbarkeit der Kabinen untergebracht werden, kostet eine At-lantiküberquerung nur 15.000 Schilling.

Abenteuer schlechthin ist sicherlich eine Windjammerkreuzfahrt. Windjammer dienten im ausgehenden 19. Jahrhundert vor allem als Salpeter- und Kohletransporter zwischen Südamerika und Europa. Die großen, schnellen Segler stellten den Höhepunkt und den Untergang der Segelschiffahrt dar, denn mit der Verbesserung des Dampfantriebes verdrängten die kohlebetriebenen Frachtschiffe die eleganten Windjammer von den Weltmeeren. Ganz in der Bautradition der Windjammer nimmt im Juni 1994 die „Lili Marleen” ihren Dienst als Passagiersegler auf. Wenn auch in kleinerem Bahmen, bietet die „Lili Marleen” die gleichen Annehmlichkeiten wie die großen

Ozeandampfer. Hinzu kommt noch die Faszination, mit einem Segelschiff zu fahren. Gut gesichert, können die Passagiere auch einen aufregenden Ausflug in die Takelage des Schiffes wagen. Reisegebiete der „Lili Marleen” sind Ostsee, Westeuropa, Mittelmeer, Atlantik und Karibik. Der Windjammer kann 50 Passagiere aufnehmen. Die Kabinenpreise liegen bei einer sieben Tages-Reise bei rund 25.000 Schilling.

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