Brigitte - © Fotos: Brigitte Schwens-Harrant

Bachmannpreis: Kritikerin allein zu Haus

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Nicht in Klagenfurt, sondern an sieben unterschiedlichen Orten saßen heuer die Mitglieder der Jury. Eindrücke nach sechs Tagen im improvisierten Studio.

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Nicht in Klagenfurt, sondern an sieben unterschiedlichen Orten saßen heuer die Mitglieder der Jury. Eindrücke nach sechs Tagen im improvisierten Studio.

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Wie stellen Sie sich das vor, wurde ich Ende März gefragt, nachdem wir Jurymitglieder in einem offenen Brief gegen die Absage der „Tage der deutschsprachigen Literatur“ durch den ORF protestiert hatten. „Es wäre uns etwas eingefallen, das machbar ist und das dann sogar besondere Aufmerksamkeit hätte generieren können“, sagte ich damals im Konjunktiv, der inzwischen ein Indikativ geworden ist. Die Reaktion in den Medien auf unsere Forderung, diesen Bewerb gerade in Zeiten, in denen die Kultur aus dem öffentlichen Leben und aus den Medien ohnehin nahezu verschwand, stattfinden zu lassen, war eindeutig positiv. Nur einige wenige reagierten verhalten, befürchteten verwackelte Handybilder und unsichere Skypeschaltungen, wie man sie in den Shutdown-Wochen ständig aus den Homeoffices zu sehen bekam.

Dann verkündete der ORF eine „digitale Version“, und als wir später von Regisseur Klaus Wachschütz das Konzept für die ­„Tage der deutschsprachigen Literatur“ zu Gesicht bekamen, ahnten wir, dass ihm da etwas Großartiges gelingen würde. Sorge machte mir da nur mehr die Frage, wie ich meine Umgebung still stellen könnte. Ich nahm daher die Gastfreundschaft der Österreichischen Gesellschaft für Literatur in der Wiener Innenstadt sehr gerne an.

Seit vielen Jahren war ich als Beobachterin in Klagenfurt, hatte die Diskussionen verfolgt und die Reaktionen aus dem ­Publikum gehört – nun aber saß ich nicht in einem Raum mit anderen Juroren und Zuhörern. Das war eine der größten Herausforderungen für mich: alleine in eine Kamera zu sprechen, immer in der Hoffnung, dass Bild und Ton nicht ausfallen. Vermisst habe ich nicht nur das berühmte Rascheln, wenn die Zuhörer im Studio gleichzeitig die Texte umblättern, vermisst habe ich auch die Reaktionen im Publikum. Ein Lachen, wenn man einmal einen Schmäh macht, zwischendurch vielleicht zustimmendes Murmeln, oder auch Ärger und Unruhe. Überhaupt Zeichen von Präsenz und Aufmerksamkeit.

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