der goldene drache - © Foto: Herwig Prammer

„Der goldene Drache“: Migration, Größenwahn und ein Anschlag

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Péter Eötvös’ „Der goldene Drache“ an der Kammeroper, Georg Friedrich Händels „Belshazzar“ im MuseumsQuartier – und wie es mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien weitergeht.

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Péter Eötvös’ „Der goldene Drache“ an der Kammeroper, Georg Friedrich Händels „Belshazzar“ im MuseumsQuartier – und wie es mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien weitergeht.

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Wie soll ein Stück beschaffen sein, dass es aufrüttelt, gar politische Dimension entfacht? Die Antwort auf diese Frage lässt sich nicht über den berühmten einen Leisten schlagen: Ist das Stück zu grell, besteht die Gefahr, dass seine Botschaft zu rasch verglüht. Ist es zu leise, wird es überhört. Allerdings, um eine Anleihe bei einer Tagebuchnotiz eines der bedeutendsten Pianisten des vorigen Jahrhunderts, Wilhelm Kempff, zu nehmen, ist die Stille des Geistes stets lauter als der Lärm der Motoren.

Ob Roland Schimmelpfennigs 2009 am Wiener Akademietheater uraufgeführtes Schauspiel „Der goldene Drache“ nicht doch zu artifiziell konstruiert ist, um den Besucher mit der nötigen Eindringlichkeit auf sein Hauptthema, die Migration, zu stoßen? Dies funktioniert auch in der musikalischen Form dieses Stücks, in Péter Eötvös’ gleichnamigem dreiteiligem Musiktheater, nur in Maßen. Er hat für sein Libretto das Original zwar eingekürzt und die zahlreichen Rollen auf fünf Darsteller konzentriert, die männliche wie weibliche Rollen spielen. Aber die dominierende Geschichte (ein illegaler Migrant leidet an Zahnschmerzen, ohne Papiere und Geld ist eine Zahnarztbehandlung nicht möglich, deshalb reißen ihm Kollegen den Zahn mit einer Beißzange heraus, und er verblutet) verdrängt auch in dieser gestrafften Version letztlich ein wichtiges Anliegen: nämlich damit das bewusste Ertränken von Problemen zu zeigen. Denn nicht nur der Migrant wird am Ende von seinen Kollegen in einem Fluss entsorgt, auch sein komischerweise in einer Suppe gefundener Zahn wird schließlich ins Wasser geworfen.

Auf dieses Thema hätte sich Regisseur Jan Eßinger in dieser, von wenigen Requisiten begleiteten Produktion der Wiener Kammeroper mehr konzentrieren sollen, anstelle aus dem Personal eines Thai-Restaurants einen Putztrupp zu machen und damit etwas holzhammerartig zu zeigen, dass illegale Migranten stets Gefahr laufen, besonders ausgenützt zu werden.

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