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Franz Schmidt, Julius Bittner, Karl Heinz Füssl: Plädoyer für die Vergessenen

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2024 ist das Jahr der Jubiläen: Bruckner, Puccini und Schönberg. Doch es böte auch Gelegenheit, an Franz Schmidt, Julius Bittner und Karl Heinz Füssl zu erinnern und sie vor allem aufzuführen.

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2024 ist das Jahr der Jubiläen: Bruckner, Puccini und Schönberg. Doch es böte auch Gelegenheit, an Franz Schmidt, Julius Bittner und Karl Heinz Füssl zu erinnern und sie vor allem aufzuführen.

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Wäre es um die Erinnerung an Franz Schmidt besser bestellt, hätte er sich nicht unter Drohungen der damaligen Machthaber zwingen lassen, seine „Deutsche Kantate“ zu komponieren? Das hat ihm prompt den Vorwurf eingetragen, ein Nazi-Sympathisant gewesen zu sein. Dieses Urteil hält einer näheren, seriösen Betrachtung nicht stand, hindert manche aber nach wie vor nicht, es weiterhin zu kolportieren. Wäre bei diesem Auftrag, den Schmidt wegen seiner gesundheitlichen Probleme dann nicht mehr fertigstellen konnte, nicht auch zu berücksichtigen, dass der Komponist damals schon so schwer krank war, dass er die politische Tragweite seines Schritts wohl nicht mehr erkennen konnte?

Jedenfalls hat dieser Umstand wesentlich dazu beigetragen, dass das Werk des vor 150 Jahren, am 22. Dezember 1874, im damaligen Preßburg geborenen Komponisten weiterhin nicht die ihm gebührende Wertschätzung erfährt, sogar mancher Veranstalter bewusst einen Bogen darum macht. Am meisten gelangt noch sein gewaltiges Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“ nach der Johannes-Apokalypse zur Aufführung. Dessen gewaltiges Hallelujah hat es auch bei jenen zu Popularität gebracht, welche dieses imposante Chor-Orchester-Opus, das die barocke und klassische Oratorientradition in eine bereits mit der Moderne kokettierende Spätromantik führt, sonst nicht kennen.

Von Schmidts vier Symphonien erklingt hie und da seine letzte. Seine umfangreiche Kammermusik, einst viel gespielt, findet sich kaum in den Programmen. Besser steht es um seine Orgelmusik. Von der Oper „Notre Dame“ hört man kaum mehr als das Zwischenspiel im Konzertsaal. Ebenso verhält es sich mit seinem Dreiakter „Fredegundis“, von dem sich nur die wirkungssicheren Königsfanfaren gehalten haben. Schmidt zählt auch zu jenen, die Werke für den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein geschaffen haben. Zwei Klavierkonzerte, die dem Virtuosen ungleich mehr gefielen als die ebenfalls für ihn komponierten Konzerte von Ravel und Prokofjew, sowie drei Klavierquintette. Deren Klavierpart hat später der Pianist Friedrich Wührer für Klavier zu zwei Händen bearbeitet. Alles Werke, die von Schmidts außerordentlichen pianistischen Fähigkeiten zeugen.

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