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Wiens Musikjugend an der Spitze

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Das Orchester der Musikalischen Jugend Wien und das Haydn-Orchester der Akademie für Musik und darstellende Kunst, beides Klangkörper, die in der vergangenen Saison in Wien unter dem Patronat der Musikalischen Jugend beachtliche Erfolge erringen konnten, waren als Delegierte -Oesterreichs zum XIII. Weltkongreß der Jeunesses Musicales nach Brüssel entsandt worden und kehrten nun mit vielen Lorbeeren heim.

Alljährlich treffen sich die Vertreter der weltweiten Organisation der Musikalischen Jugend zu einem Kongreß, um technische Fragen, wie zum Beispiel den Austausch von jungen Solisten, zu beraten und Erfahrungen auszutauschen. Dieses Jahr wurde als Tagungsort die Stadt der Weltausstellung bestimmt — von Belgien ging auch nach dem Kriege der Gedanke der Jeunesses Musicales aus — und zusätzlich ein internationales Treffen von Jugendorchestern angesetzt. Anfang und Ende dieses Orchestertreffens blieb jedoch unseren Vereinigungen vorbehalten — das erste Konzert, weil Oesterreich sich im Ausland immer als „Austria“ bezeichnet, das Schlußkonzert, weil Professor Hermann Scherchen nach einigen kleineren Meinungsverschiedenheiten aus Brüssel abreiste und so das vorgesehene Konzert eines internationalen Jugendorchesttrs in Frage stellte. Wolfgang Gabriel eröffnete den Kongreß mit einem Konzert, auf dessen Programm Werke von Mozart, Beethoven und Johann Strauß standen. Ein großes Wagnis, bedenkt man, daß gerade bei dieser Werkwahl (es wurden die Jupitersymphonie, die Eroica und der Kaiserwalzer gespielt) Vergleichsmöglichkeiten mit Standardwiedergaben gegeben waren.— Die Programme der anderen Orchester boten auch vor allem betont nationale, wenig bekannte Werke, deren Reiz schon in dieser Begegnung mit dem Neuen bestand, — Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb: der Erfolg „unseres“ ersten Konzertes war groß. Im ausverkauften Auditorium der Weltausstellung (ein herrlicher Saal, visuell bestechend, akustisch leider indiskutabel) glänzte das Orchester der Musikalischen Jugend Wien vor allem durch seine Frische, seinen Musiziergeist, seine Spielfreude, die nichts mit Uebermut, sehr viel aber mit e iner gewissen musikalischen Reife zu tun haben. Die Jupitersymphonie wurde schlechtweg vollendet gespielt, unbedingter Höhepunkt des Abends jedoch war der Trauermarsch aus der Eroica, den Gabriel sehr intensiv und im Tempo beinahe zielvoll schreitend (also auf keinen Fall geschleppt) dirigierte.

Das Haydn-Orchester stand vor allem den Hörern des Dirigentenkurses , Professor Swarowskys im „Internationalen Musikseminar“ im Oesterreich-Pavillon zur Verfügung, bestritt jedoch auch unter seinem Gründer und ständigen Leiter das festliche Abschlußkonzert des Kongresses. Bei diesem dirigierte Swarowsky überlegen und klar die erste Symphonie von Beethoven, ein Mozart-Klavierkonzert, dessen Solist der talentierte Brasilianer Guiliano Montini war, und eine Londoner Symphonie von Haydn. Der Kongreß begann und endete also mit Musik der Wiener Klassik, interpretiert von Wiens musikalischer Jugend.

Die im Verlauf der Festwoche konzertierenden Jugendorchester hatten durchweg beachtliches Niveau — waren zum Teil unseren Musikern sogar überlegen —, erwiesen sich jedoch als Vereinigungen, die bereits aus lauter Berufsmusikern zusammengestellt waren. Auch hier also dürfen wir stolz darauf hinweisen, daß im Orchester der Musikalischen Jugend Wien eine große Anzahl von Liebhabern mitwirkt und so wirklich den Sinn einer solchen Vereinigung erfüllt. Dies wurde auch von seilen des Gastgebers entsprechend gewürdigt. Oesterreichs junge Musiker konnten die Heimreise mit einer großen Anzahl von Medaillen und Ehrungen antreten. Sie hatten Wien würdig vertreten.

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